München (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat eingeräumt, dass Deutschland zu Beginn ihrer Kanzlerschaft nicht angemessen auf die weltweite Flüchtlingskrise reagiert hat. Schon 2004 und 2005 seien viele Flüchtlinge nach Europa gekommen, "und wir haben es Spanien und anderen an den Außengrenzen überlassen, damit umzugehen", sagte Merkel der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwochsausgabe): "Und ja, auch wir haben uns damals gegen eine proportionale Verteilung der Flüchtlinge gewehrt."
Regierungschefin wünscht sich Verständigung in Europa
"Deutschland war nach den vielen Flüchtlingen, die wir während der Jugoslawienkriege aufgenommen hatten, ganz froh, dass jetzt vorrangig andere das Thema zu bewältigen hatten. Das kann ich nicht leugnen", sagte Merkel, die 2005 das Amt der Bundeskanzlerin von Gerhard Schröder (SPD) übernommen hatte. Zu lange sei verdrängt worden, dass es einer gesamteuropäischen Lösung bedürfe.
Heute müsse man "einen längeren Atem haben, um in Europa insgesamt zu einer wirksameren und fairen Lösung zu kommen". Auch um den Schutz der Außengrenzen des Schengenraums habe man sich lange nicht ausreichend gekümmert. "Auch Deutschland war nicht immer Anhänger von Modellen, die wie etwa durch Frontex die Souveränität der Mitgliedstaaten eingeschränkt hätten", sagte Merkel: "Stattdessen haben wir gesagt, dass wir das schon an unseren Flughäfen regeln, weil Deutschland sonst keine EU-Außengrenzen hat, uns also das Problem schon nicht erreichen wird. So geht es aber nicht."