Ein Mann steht auf einer Wiese und blickt Richtung Himmel.
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Fragt, so wird euch geantwortet
Ist Akupunktur im Ramadan erlaubt? Ist der christliche Gott ein Mann? Bei Fragen zum Thema Religion helfen Experten im Kompetenzzentrum Religion an der Universität Erlangen-Nürnberg. Man kann sie einfach anrufen oder eine E-Mail schicken. Und bei Konflikten kommen sie sogar vorbei.

Wenn man früher eine Frage zum Thema Religion hatte, so ging man zu seinem Dorfpfarrer oder bestenfalls in die nächste Bibliothek. Heute ist meist die Stichworteingabe in eine Internet-Suchmaschine der erste Schritt. Doch es gibt Fragen, die sind nicht so einfach zu beantworten. Zum Beispiel: Wieso wird immer von der Dreifaltigkeit gesprochen, wenn es doch nur einen Gott gibt? Und wieso gibt es so viele Bilder etwa in Kirchen, wenn doch in den Zehn Geboten steht "Du sollst dir kein Bildnis machen"?

Anrufen kann man dann zum Beispiel den Erlanger Theologen Wolfgang Schoberth. Geduldig antwortet er: "Wir sprechen von dem einen Gott. Es darf in keinem Fall der Eindruck entstehen, als gebe es im Christentum mehrere Götter. Kein Bildnis machen heißt genau genommen, Gott nicht festzulegen. Wenn wir jetzt sagen würden, Gott ist ein 'er' - das hat die theologische Tradition zum Glück nie so gesagt -, dann würden wir uns ein Bild machen, das fest ist. Wir müssen immer bedenken, dass eine Redeweise von Gott seinen Reichtum nicht ausschöpft und immer in Gefahr steht, ihn festzulegen."

Der Systematiker Wolfgang Schoberth ist Teil eines neuartigen Beratungsnetzwerkes zum Thema Glauben. Insgesamt 50 Theologen, Juristinnen, Islamwissenschaftler und Expertinnen anderer Wissensgebiete haben sich im Mai 2016 zusammengetan und das Kompetenzzentrum Religion an der Universität Erlangen-Nürnberg gegründet. Die Beratung ist bislang kostenlos. Bis Ende 2017 ist das Kompetenzzentrum ausfinanziert. Da geht es zum Beispiel um Barocktheologie, Konfessionskriege, die Ostkirche, das Christentum in Medien, Musik, Film und Lyrik. Auch wenn sehr viele Experten gerade zur christlichen Religion bereitstehen: Die allermeisten Anfragen kommen derzeit zum Thema Islam.

Zum Teil sind das nüchterne und unaufgeregtere Fragen, etwa von Ärzten: "Ist Akupunktur im Ramadan möglich? Es ist möglich, weil es da um Dinge geht, die in den Körper hinein kommen und die Sorge der betroffenen Muslime war es eben, dass das Blut, das austritt, den Körper verunreinigt", beruhigt der Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Religion, der Religionspsychologe Lars Allolio-Näcke.

Einen kühlen Kopf behalten

Oft betreffen die Fragen Moschee-Neubauten. "Beispielsweise ob unbedingt ein Minarett erforderlich ist. Das ist es eigentlich nicht, weil das Minarett früher immer neben der Moschee gestanden hat", erklärt Allolio-Näcke. "Aber es kommen auch Anfragen, wenn Bürger sich durch eine Moschee bedroht fühlen. Denn eine Moschee ist im Grunde genommen nicht nur ein Gebetshaus, sondern ein Gemeindehaus. Dort kommen sehr viele Menschen zusammen und das kann zu Konflikten führen." Die Gelehrten des Kompetenzzentrums stehen nicht nur per Telefon, Brief oder E-Mail Rede und Antwort, sondern sie versuchen auch bei Konflikten vor Ort zu helfen. Mathias Rohe, Experte für islamisches Recht in Europa, ist bereits bei Mediationsgesprächen aufgetreten, wenn es um Fragen, Ängste und Konflikte rund um Moscheeneubauten ging.

Anfragen gibt es immer dann besonders häufig, wenn in den Medien etwas aufgewirbelt wird. Etwa der Fall, dass ein Imam der Klassenlehrerin seiner Kinder nicht die Hand geben wollte. Da versucht man bei aller Aufregung im Kompetenzzentrum einen kühlen wissenschaftlichen Kopf zu behalten, "Entscheiden, wie damit umgegangen wird, muss die Institution, die betroffen ist. Das machen wir vom Kompetenzzentrum nicht, sondern wir beraten hinsichtlich der Hintergründe", erklärt der Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Religion. "Wir würden empfehlen, dass es zu respektieren ist, wenn ein muslimischer Mann aus religiösen Gründen einer Frau keine Hand gibt." Denn Frauen könnten gerade ihre Menstruation haben und nach streng muslimischer Auffassung als unrein gelten. "Aber er muss eine Ersatzgeste leisten, eine Verbeugung oder ein Kopfnicken beispielsweise. Damit wäre auch der Respekt vor der Frau bezeugt", sagt Allolio-Näcke.

Religion ist keine Privatsache

Das Kompetenzzentrum Religion steht allen Menschen offen, interessierten oder gar besorgten Bürgern, Fachleuten, die mit und für Menschen aus anderen Kulturkreisen arbeiten, Politikern, aber auch Journalisten. Geschäftsführer Lars Allolio-Näcke erlebt immer wieder, dass gerade bei Medienvertretern kaum Wissen über Religionen vorhanden ist, nicht einmal über das Christentum.

Das Kompetenzzentrum will auch für Menschen da sein, für die Religion bisher kein Thema war. Denn auch wenn wir in einer verweltlichten säkularisierten Welt leben, so ist der Glaube der anderen ein gesellschaftlich-politischer Faktor, mit dem man sich auch als Religions- und Konfessionsloser auskennen sollte: "Uns erscheint es wichtig, dass den Menschen Kenntnisse über Religion vermittelt werden", sagt Allolio-Näcke. "Weil immer noch die Vorstellung herrscht, dass Religion Privatsache ist. Aber das ist nicht der Fall. Säkularisierung beschreibt nur eine Seite unserer Gesellschaft und Religion ist ein Teil des öffentlichen Raumes. Deswegen muss da mehr Aufklärung geleistet werden."

 

Kontakt für Fragen:

Kompetenzzentrum Religion der Universität Erlangen-Nürnberg
c/o PD Dr. Lars Allolio-Näcke
Kochstraße 6
91054 Erlangen
Tel. +49 (0)9131/85-26506
Fax: +49 (0)9131/85-22140
lan@plattform-anthropologie.de
www.kompetenzzentrum-religion.fau.de

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