27.8., ZDF, 18.00 Uhr: "Mein Land, Dein Land"
Während die einen den Sommer genießen, sind die heißen Monate für die anderen die härteste Zeit im Jahr: am Hochofen im Stahlwerk oder in flirrender Hitze auf der Brückenbaustelle zum Beispiel. Die Helden der Sommerarbeit werden von keinem beneidet und bekommen zu wenig Aufmerksamkeit. Dass harte Maloche und pure Entspannung oft direkte Nachbarn sind, zeigt der Blick auf Deutschland aus der Luft. Der Film bildet den Abschluss der Reihe "Mein Land, Dein Land" und startet aus der Vogelperspektive die Erkundung des Sommers in all seinen Gegensätzen: ein Flug zu weltberühmten Landschaften und Kulturdenkmälern auf der einen Seite und zu Industriestandorten und staubiger Arbeit in der Wärme auf der anderen. Es sind Besuche bei Menschen, für die der Sommer eine ganz besondere Zeit im Jahr ist. Es sind Geschichten von Waldbrandbekämpfung und dem großen Durstlöschen im Biergarten, vom Ernte einfahren und dem Urlaub auf Balkonien. Geschichten von Menschen und Landstrichen, wie sie so nur in dieser Zeit stattfinden - im jährlich wiederkehrenden Phänomen "Deutschland im Sommer".
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
27.8., Vox, 20.15 Uhr: "Die verlorenen Töchter – Geködert vom IS"
Sie sind ganz normale Mädchen, stehen auf Boygroups, lieben Mode und Make-up, sind beliebt in ihrer Klasse - und plötzlich verschwinden sie. Junge Frauen zwischen 14 und 20 Jahren sind scheinbar über Nacht wie ausgewechselt. Sie verändern Kleidung, Freundeskreis, Lebensstil und konzentrieren sich voll auf die Regeln des ultrakonservativ gelebten Islam. Der Höhepunkt dieser Verwandlung: Die Mädchen reisen nach Syrien, werden Dschihad-Braut und Frau eines Kämpfers für den Islamischen Staat. Dass sich immer wieder junge Männer aus Deutschland dem "IS" anschließen, ist bekannt - doch was genau treibt Mädchen dazu an, fern der Heimat einen Fremden zu heiraten und ihm gehorsam zu dienen? Und wie lässt sich die scheinbare Faszination der Terror-Organisation brechen? Diesen und weiteren Fragen geht Süddeutsche TV in der Dokumentation "Die verlorenen Töchter" nach. Neben Angehörigen und Freunden von "IS"-Mädchen kommen auch Experten wie Ben Slama und Dr. Uwe Kemmesies vom BKA, Terror-Experte Michael Lüders, Islamwissenschaftlerin Hamideh Mohagheghi, Psychotherapeut Salah Ahmad, Psychologe Ahmad Mansour und Carla Amina Baghajati, Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, zu Wort.
28.8., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Der beste Weg auf die Welt"
In Deutschland wird inzwischen jedes dritte Kind per Kaiserschnitt geholt. Die Kaiserschnittquote hat sich in den letzten zwanzig Jahren verdoppelt, doch die wenigsten Eingriffe haben zwingende medizinische Gründe. Ist der Kaiserschnitt ein Lifestyle-Phänomen, oder liegen die Ursachen in den finanziellen und organisatorischen Strukturen unseres Gesundheitssystems? Birgit Thater hat für ihren Beitrag zu "Gott und die Welt" drei Frauen in den letzten Wochen ihrer Schwangerschaft, während der Geburtsvorbereitung und Entbindung begleitet und wartet gespannt darauf, für welche Geburtsform sich die Mütter entscheiden werden.
29.8., ARD, 22.45 Uhr: "Die Story im Ersten: Entscheider unter Druck"
Der junge Somalier Abdulahi Mohamed ist einer von hunderttausenden Flüchtlingen, die in Deutschland um Asyl bitten; Entscheider wie Jochen Otten vom Bundesamt für Migration und Flüchtlingebefinden darüber, ob sie bleiben dürfen. Die Arbeit ist härter geworden seit dem Ansturm der vielen Flüchtlinge im vergangenen Jahr. Das Bundesamt steht unter massivem Druck, bis zum Jahresende hat Bundesamtschef Frank-Jürgen Weise die Bearbeitung aller Altfälle. Wie diese Herkulesaufgabe bewältigt wird, für die das Bundesamt komplett umgekrempelt wurde, schildert Michael Richter in seinem Film. Mitten in der größten Arbeitsbelastung musste die neue Amtsführung ab September 2015 alte Strukturen auf den Kopf stellen. "Ankunftszentren" wurden geschaffen, in denen innerhalb von einer Woche Asylanträge entschieden werden sollen. "Entscheidungszentren" wurden eingerichtet, tausende neue Mitarbeiter eingestellt. Und einige hundert schon wieder entlassen. Denn nicht alles, was neu ist, funktioniert schon. Da dauern Verfahren immer noch zu lange, wie auch Frank-Jürgen Weise zugibt. Da gehen Adressen verloren, werden Bescheide fehlerhaft oder gar nicht zugestellt. Flüchtlingsorganisationen begrüßen zwar den Versuch, Verfahren zu beschleunigen, kritisieren aber auch, es bestehe die Gefahr, dass der Einzelfall nicht ausreichend geprüft werde. Das Bundesamt hat dem ARD-Team exklusive Einblicke in sein Innenleben gewährt. Zum ersten Mal durfte ein Kamerateam bei den Besprechungen im engsten Führungszirkel dabei sein. Wochenlang beobachtete Richter die Entscheider bei ihrer Arbeit und sprach mit ihnen über die Herausforderungen, die es bedeutet, jeden Tag Schicksal spielen zu müssen. Und er dokumentiert die Situation von Flüchtlingen, die viel zu lange auf die Entscheidung des Amtes warten müssen, ob sie in Deutschland bleiben dürfen.
29.8., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "Die zerrissene Familie"
Mahmoud und seine Eltern sind vor dem Krieg in Syrien nach Deutschland geflohen. Auf der Flucht mussten sie sich trennen und trafen so nacheinander in Deutschland ein. Mahmoud kam in die Obhut des Jugendamtes bei Stuttgart, seine Eltern und der Rest der Familie landeten in einer Kölner Flüchtlingsunterkunft. Es sind nur vier Stunden Fahrtzeit, die den minderjährigen Sohn von seinen Eltern trennen; und doch ist es über Monate nicht möglich, dass sie zusammenkommen und als Familie zusammenleben können. Wie kann das sein? Eigentlich verstößt die monatelange Trennung gegen in Deutschland geltendes Recht. Gemäß unserer Verfassung stehen Familie und Kindeswohl unter besonderem Schutz, aber die Familie gerät zwischen die Mühlen der Bürokratie und die Interessen der einzelnen Bundesländer. Sejla Didic-Pavlic dokumentiert den Fall und versucht herauszufinden, was der Familienzusammenführung eigentlich im Wege steht. Sie begleitet Eltern und Sohn bei ihrem verzweifelten Versuch, wieder zusammenzukommen, und beschreibt auf diese Weise das Schicksal einer zerrissenen Flüchtlingsfamilie, das offenbar im heutigen Deutschland kein Einzelfall ist.
30.8., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Vom Mörder zum Helfer"
Vor vielen Jahren hat Henry-Oliver Jakobs auf zwei Menschen geschossen und wurde zum Mörder. Heute nutzt er seine kriminellen Erfahrungen und arbeitet in der Prävention mit Jugendlichen. Birthe Jessen erzählt für "37 Grad" seine ungewöhnliche Geschichte: Schon als Junge war der heute 46jährige Jakobs in kleine Delikte verwickelt. Immer häufigere löste er Konflikte mit Fäusten und Waffen. 1995 kam er wegen Mordes und versuchten Mordes für 19 Jahre im Gefängnis. Im Gefängnis begann er, sein Leben zu reflektieren, seine kriminellen Handlungen zu hinterfragen. Er machte Therapien, bildete sich weiter und schloss eine Lehre zum Maler und Lackierer ab. Noch im Gefängnis engagierte er sich im Verein "Gefangene helfen Jugendlichen", der junge Leute, die auf der Kippe stehen, mit Häftlingen zusammenbringt. Sie sollen sehen, wo sie landen, wenn sie auf die schiefe Bahn geraten. Für Jakobs sind diese Begegnungen Schlüsselmomente. 2014 wurde er auf Bewährung entlassen. Heute arbeitet er als Anti-Gewalt-Trainer an Schulen und besucht mit gefährdeten oder interessierten Jugendlichen seine alte Wirkungsstätte, das Gefängnis Fuhlsbüttel. Er steht jetzt auf der anderen Seite, als freier Präventions-Helfer. Er beobachtet, wie die Jugendlichen auf die Begegnung mit den Häftlingen reagieren, wie sie sich verhalten, wenn sie für zehn Minuten alleine in einer Zelle eingeschlossen werden. Der Film zeigt, wie es ein Verbrecher schafft, aus der Gewaltspirale auszubrechen, und dokumentiert den Prozess seiner inneren Umkehr: vom Mörder zum verantwortungsvollen Menschen und Helfer.
30.8., Arte, 20.15 Uhr: "Von 9/11 zum Kalifat"
Der Film untersucht die unbekannte Geschichte der weltweit gefürchteten Terrororganisation "Islamischer Staat" und beschreibt, wie die Irak-Invasion der USA und die Entscheidungen zweier US-Präsidenten den Grundstein für ihren Aufstieg gelegt haben. Mit ihrem Blick hinter die Schlagzeilen zeigen die Autoren Michael Kirk und Mike Wiser, wie Dschihad-Führer Abu Musab al-Zarqawi die US-Regierung ausmanövrieren und eine brutale Terror-Organisation aufbauen konnte, die den Mittleren Osten destabilisiert und weltweit Gewalt ausübt. Die Geschichte umspannt mehr als ein Jahrzehnt. Der Film schöpft aus umfangreichem Archivmaterial, Dokumenten und zahlreichen Interviews mit Schlüsselfiguren der Politik: Colin Powell, ehemaliger Verteidigungsminister, Chuck Hegel, früherer US-Botschafter in Syrien, die CIA-Experten Nada Bakos und Sam Faddis sowie Journalisten und Anti-Terror-Experten.
30.8., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "Der Hodscha und die Piepenkötter"
Man kann diesen Film als Komödie betrachten, und das wäre auch nicht falsch; stellenweise ist "Der Hodscha und die Piepenkötter" in der Tat sehr witzig. Tatsächlich aber bleibt einem das Lachen des Öfteren im Halse stecken, denn die Geschichte, die Gernot Gricksch und Buket Alakus erzählen, ist brandaktuell; und diese Bezüge zur Aktualität sind überhaupt nicht komisch. Vordergründig geht es um eine Bürgermeisterwahl in einer rheinischen Kleinstadt. Ein ehrgeiziger Parteifreund der Amtsinhaberin sieht seine Chance gekommen, als in der Bevölkerung Unmut über den Neubau einer Moschee entsteht. Eigentlich hat Ursel Piepenkötter (Anna Stieblich) keinerlei Vorbehalte gegen das Projekt, aber dann macht ihr Konkurrent Schadt (Fabian Busch) die Sache zum Wahlkampfthema. Der Stoff hätte auch zum Polit-Drama getaugt, und exakt darin liegt seine Qualität: Was Gricksch so amüsant verpackt, ist ein heißes Eisen, denn Schadt lässt nichts unversucht, um die muslimischen Mitbürger in Misskredit zu bringen. Die Sprüche, die der Autor dem Rechtspopulisten in den Mund legt, klingen vertraut und erinnern unangenehm an die Pegida-Parolen. Dass der Film dennoch eine Komödie mit zudem romantischen Untertönen geworden ist, liegt vor allem am Titelpaar. Kontrahent von Piepenkötter ist zwar der Parteikollege, aber ihr Gegenspieler ist der sympathische neue Religionsgelehrte (Hilmi Sözer) der muslimischen Gemeinde. Auch der Hodscha hat jedoch einen düsteren Schatten (Hasan Ali Mete), und dieser Mann ist der Prototyp des Fundamentalisten. Für das deutsche Fernsehen, in dem Witze über den Islam und erst recht seine Repräsentanten weitgehend tabu sind, ist allein dieser Figurenentwurf ziemlich mutig. Gleiches gilt für die klare Haltung des Films. AfD-Wähler wird die Komödie nicht bekehren; aber der Versuch ist aller Ehren wert.
31.8., Arte, 20.15 Uhr: "Westen"
Schlicht "Westen" heißt die Verfilmung des Buches "Lagerfeuer" der gebürtigen Ost-Berlinerin Julia Franck; der Film hätte auch sarkastisch "Willkommen im Paradies" heißen können. Die Handlung ist zwar im Wesentlichen die gleiche wie im Roman, aber stilistisch haben Heide Schwochow (Buch) und ihr Sohn Christian (Regie) Francks multiperspektivische Erzählweise stark variiert. Anders als das Buch konzentriert sich der Film auf die promovierte Chemikerin Nelly Senff und die ernüchternden Erfahrungen, die sie nach ihrer Ausreise aus der DDR Ende der Siebziger im Westberliner Notaufnahmelager macht. Der Film hat allerdings kaum Schauwerte zu bieten. Mit einer Ausnahme: Hauptdarstellerin Jöris Triebel verkörpert die Figur mit Haut und (Achsel-)Haar und lässt keinen Zweifel daran, wie frustrierend der Aufenthalt im Lager ist. Julia Franck hat diese Zustände 1978 im Notaufnahmelager Marienfelde selbst erlebt, ihre Schilderungen sind autobiografisch, und Triebel spielt die zunehmende Frustriertheit Nellys, die irgendwann allem und jedem mit tiefem Misstrauen begegnet, jederzeit glaubwürdig und nachvollziehbar. Ihre herausragend gute Leistung ist mit dem Deutschen Filmpreis belohnt worden.
1.9., WDR Fernsehen, 22.40: "Menschen hautnah: Der Vater, der seine Familie auslöschte"
Der junge Vater Stefan Lamm, der nach außen ein perfektes Bild abgibt, bringt im Januar 2012 seine Frau, die beiden kleinen Kinder und zum Schluss sich selbst um. Er steckt die Wohnung in Brand. Übrig bleibt ein Abschiedsbrief, der zeigt, wie akribisch Lamm den erweiterten Suizid geplant hat. Freunde und Verwandte waren ahnungslos. Sie sind vier Jahre nach der Tat immer noch geschockt. Warum löscht ein Mann, fleißig im Beruf und immer lieb zu seinen Kindern, seine Familie aus? Katharina Gugel und Ulf Eberle haben jahrelang recherchiert, bis endlich Angehörige in der Lage und bereit waren, über die Tat und das Trauma danach zu reden. Die Tragödie ist kein Einzelfall: Die Familienfassade ist heil, Brüche und Probleme werden mit aller Kraft verdeckt, bis die Tat für den Täter unausweichlich scheint. Für die Einordnung des Einzelfalls sorgen zwei Psychologinnen. Heidi Kastner von der Uni Linz hat Stefan Lamms langen Abschiedsbrief analysiert. Sie erkennt eine narzisstische Störung, häufig die Ursache für einen erweiterten Selbstmord. Erika Jungbluth behandelt in ihrer Praxis viele narzisstisch gestörte Patienten. Sie fallen kaum auf in einer Gesellschaft, in der Selbstoptimierung und Perfektionismus als erstrebenswert gelten.
1.9., WDR Fernsehen, 23.25 Uhr: "Wer seine Kinder liebt, der züchtigt sie"
Erst seit knapp 16 Jahren gilt das Prinzip der gewaltfreien Erziehung. Wer heute sein Kind schlägt, kann angezeigt und bestraft werden. Das entsprechende Gesetzt trat Ende 2000 in Kraft. Bis dahin war es ein langer Weg; Prügel galten als übliches Erziehungsinstrument, Schläge mit Rohrstock, Teppichklopfer oder Ledergürtel gehörten in den Familien und Schulen ganz selbstverständlich zur Erziehung dazu. Die meisten Kinder und Jugendlichen sprachen nicht über das, was Eltern und Lehrer ihnen antaten. Der Film begleitet drei Menschen, die massiv geprügelt worden sind. Ein heute siebzigjähriger Mann ist regelmäßig von seinem Vater, einem evangelischen Pfarrer, gezüchtigt worden. Er wurde mit der Reitpeitsche blutig geschlagen und musste danach trotz allem die Liebe zum Vater bekennen. Weder Schule noch Nachbarn nahmen in den Fünfzigerjahren Anstoß an den Strafaktionen seines Vaters. Auch bei der etwas älteren Helga schauten die Nachbarn weg, wenn ihre Mutter zuschlug. Sie wuchs im Saarland in einer Familie von Anhängern des Nationalsozialismus auf. Prügel gehörten hier zum Alltag. In der Schule waren es die Nonnen, die Helga mit Stockschlägen auf die Hände traktierten. In der DDR war körperliche Gewalt gegen Kinder zumindest offiziell verpönt, zwar nicht gesetzlich verboten, aber es galt: Prügel widerspricht der sozialistischen Erziehung. Doch nicht alle hielten sich daran. So hat es auch Lutz (Jahrgang 1959) erlebt. Einigen Lehrern an seiner Schule saß die Hand recht locker. Zu Hause litt er unter den Wut- und Prügelattacken seiner überforderten Mutter, die ihre vier Kinder in Leipzig alleine großzog. Der Film verdeutlicht, wie sehr Gewalterfahrungen in der Kindheit die Menschen auch Jahrzehnte später noch prägen.
2.9., Arte, 20.15 Uhr: "Verfehlung"
Nur wer frei von Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Aber wie soll man sich verhalten, wenn die Stimme des Gewissens dazu aufruft, Anklage zu erheben? Gerd Schneider hat für dieses Dilemma eine fesselnde Handlung gefunden, die er mit Hilfe ausgezeichneter Schauspieler erzählt; "Verfehlung" ist sein Debüt als Autor und Regisseur. Vor seinem Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg war er Priesteramtskandidat. Kein Wunder, dass die Figuren so authentisch wirken: "Verfehlung" behandelt den Umgang der Kirche mit sexuellem Missbrauch. Schneider erzählt seine Geschichte als Porträt dreier Freunde, die einst angetreten sind, um die Kirche von innen heraus zu verändern. Zentrale Figur ist Jakob (Sebastian Blomberg), ein Gefängnisseelsorger, der eines Tages fassungslos erlebt, wie Gemeindepriester Dominik (Kai Schumann) praktisch am Altar verhaftet wird, weil er einen Jugendlichen missbraucht haben soll. Während Jakob von der Unschuld des Freundes überzeugt ist, spielt der Dritte im Bunde die Sache als "Fehltritt" runter: Oliver (Jan Messutat) arbeitet für die Bistumsverwaltung und will einen Skandal vermeiden. Doch dann erfährt Jakob zufällig, dass die Kirche schon seit Jahren von Dominiks Veranlagung wusste.