Erfurt (epd). Neue Forschungen hätten ergeben, dass die Bronzefigur aus dem 12. Jahrhundert christlichen Ursprungs sei, teilte die Universität Erfurt am Freitag mit. Damit könnte auch der Streit über die Zukunft des Leuchters beendet werden, dessen Rückgabe die jüdische Gemeinde nach einer früheren Expertise zeitweilig gefordert hatte.
Ein Wissenschaftlerteam der Universität betrachte die ursprüngliche These, die Figur habe eine jüdische Vorgeschichte, mittlerweile als widerlegt, hieß es. Inzwischen sei der Nachweis gelungen, dass die christliche Inschrift bereits mit der Figur zusammen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gegossen wurde. Damit sei eine jüdische Herkunft ausgeschlossen.
Nutzung der Figur unklar
Offen sei bislang, wofür die Bronzefigur benutzt worden sei. Der Gebrauch einer lebensgroßen Menschenfigur als Kerzenleuchter sei im 12. Jahrhundert außergewöhnlich. Denkbar sei auch eine Verwendung unter anderem als Lesepult. Einigkeit bestehe darüber, dass die Geschichte der Figur "in einem Erfurt anzusiedeln ist, in dem sich jüdische und christliche Lebenswelten vielfach überlappten", teilte die Hochschule mit.
Im Februar hatte die These einer jüdischen Herkunft der Bronzefigur "als wissenschaftliche Sensation" für Wirbel gesorgt. Damals erklärten die Erfurter Wissenschaftler, dass die Figur zunächst nicht als Kerzenhalter diente, sondern den jüdischen Hohepriester Aaron darstelle, der eine Thora-Rolle trug. Möglicherweise sei das Kunstwerk im Zuge des Erfurter Pogroms von 1349, bei dem die gesamte jüdische Gemeinde der Stadt ausgelöscht wurde, in den Besitz des Domkapitels gelangt. Die jüdische Landesgemeinde hatte deshalb die Rückgabe der Figur gefordert.