Hannover (epd). Jeder vierte Mensch ist dem neuen Datenreport der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung zufolge jünger als 15 Jahre. Noch nie habe es mehr Jugendliche gegeben, sagte die Geschäftsführerin der Stiftung, Renate Bähr, am Donnerstag in Hannover. Afrika sei der "jüngste Kontinent der Welt". Bähr appellierte an die Weltgemeinschaft, sich dringend mehr für bessere Zukunftsperspektiven von Jugendlichen in den Entwicklungsländern einzusetzen.
Viele ungewollte Schwangerschaften
Südlich der Sahara seien 43 Prozent aller Menschen jünger als 15 Jahre. In den Industrienationen stelle diese Gruppe gerade 16 Prozent der Bevölkerung. Die Jugendlichen in Entwicklungsländern hätten viel schlechtere Chancen als ihre Altersgenossen in den Industrieländern, sagte Bähr. Jährlich würden rund 14 Millionen Minderjährige gezwungen zu heiraten.
Fehlender Zugang zu modernen Verhütungsmethoden führe zu ungewollten Schwangerschaften, unsicheren Abtreibungen und einer weiteren Verbreitung von HIV. Dem Datenreport zufolge ist der Anteil der HIV-Infizierten bei den 15- bis 24-Jährigen in Afrika südlich der Sahara am höchsten: Rund sechs Prozent der jungen Frauen und vier Prozent der jungen Männer tragen dort das HI-Virus.
Gleiche Chancen gefordert
Diese Jugendlichen hätten das gleiche Recht auf eine gute Gesundheitsversorgung, Bildungschancen und Arbeitsmöglichkeiten, betonte Bähr. Sie forderte die Bundesregierung auf, ihre internationale Zusage bis 2020 einzulösen, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens in die Entwicklungszusammenarbeit zu investieren.
Neben Daten zum Anteil der unter 15-Jährigen und über 64-Jährigen bietet der Datenreport weitere demografische, sozioökonomische und Gesundheitsdaten für alle Länder und Regionen der Welt - von der Mütter- und Säuglingssterblichkeitsrate über das Bruttonationaleinkommen bis zur Verbreitung von HIV unter Jugendlichen, hieß es. Die Stiftung Weltbevölkerung mit Sitz in Hannover kämpft als international tätige Entwicklungsorganisation vor allem gegen Aids und ungewollte Schwangerschaften.