Aids-Hilfe beklagt veraltetes Bild von HIV-Infizierten
Das Bild von HIV-Infizierten ist nach Einschätzung der Deutschen Aids-Hilfe bei vielen Menschen völlig veraltet. Eine HIV-Infektion sei heute eine beherrschbare Krankheit mit wenig Nebenwirkungen.

Hamburg (epd). Viel schwerwiegender sei für viele Betroffene die gesellschaftliche Ausgrenzung, , sagte der Vorstand der Deutschen Aids-Hilfe, Ulf Hentschke-Kristal, am Mittwoch in Hamburg. Rund 500 Menschen werden von Donnerstag in Hamburg zum viertägigen Kongress "Positive Begegnungen" erwartet. Es ist nach eigenen Angaben Europas größte Selbsthilfekonferenz zum Leben mit HIV. Schirmherr ist Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli.

Kein höheres Risiko

Neue Therapien hätten mittlerweile dazu geführt, dass selbst ungeschützter Sex mit HIV-Infizierten in bestimmten Fällen kein höheres Risiko berge als bei Nutzung von Kondomen, sagte Holger Wicht, Sprecher der Aids-Hilfe. Von Blutspenden werde wegen des Restrisikos allerdings abgeraten. Rund 3.200 Menschen infizierten sich pro Jahr in Deutschland neu. Das größte Infektionsrisiko seien sexuelle Kontakte mit HIV-Infizierten, die nicht in medizinischer Behandlung sind. Rund 13.000 Menschen wüssten nach Hochrechnungen des Robert-Koch-Instituts nichts von ihrer HIV-Infektion. Von den rund 83.000 HIV-Infizierten in Deutschland seien 60.000 in Behandlung.

Der Hamburger Infektionsmediziner Thomas Buhk kritisierte, dass zahlreiche Menschen ohne Aufenthaltspapiere, die mit HIV infiziert sind, von der Therapie ausgeschlossen seien. Während bei ihnen die Behandlung von ansteckenden Krankheiten wie Syphilis oder Tuberkulose gut funktioniere, gebe es bei HIV-Infektionen immer noch Probleme. Die Abstimmung sei deshalb schwierig, weil mehrere Behörden und Ämter betroffen sind. Buhk: "Wir müssen eine Lösung für diese Menschen finden."

Diskriminierung

Nur wenige Menschen hätten verinnerlicht, dass HIV-Infizierte eine vergleichbar hohe Lebenserwartung wie andere Menschen hätten und im Arbeitsleben genauso leistungsfähig seien, beklagte Aids-Hilfe-Vorstand Hentschke-Kristal. Jeder fünfte Betroffene habe nach einer Umfrage schon Diskriminierung bei der medizinischen Behandlung etwa beim Zahnarzt erfahren. Arbeitgeber lehnten HIV-Infizierte als Flugbegleiter oder Krankenhaus-Mitarbeiter ab.