Dresden (epd). Es gehe um gesellschaftliche Fragen, über die vielleicht zuvor zu wenig gestritten worden sei, sagte Carsten Rentzing dem Evangelischen Pressedienst (epd). Als Beispiele nannte der Theologe Diskussionen über gemeinsame Grundwerte und über Grenzen von Belastbarkeit.
Der Bischof, der seit einem Jahr an der Spitze der sächsischen Protestanten steht, sprach sich für den Dialog aus. "Wir müssen miteinander reden, auch wenn es einem wehtut, weil man es fast nicht mehr ertragen kann", forderte er. "Wir können nicht große Teile der Gesellschaft einfach an den Rand schieben." Dies würde nicht zu einer Entspannung führen. "Die Auseinandersetzung in Dresden und anderswo muss fortgesetzt werden", sagte er. In der Kreuzkirche der sächsischen Hauptstadt hatte es Gespräche mit Vertretern der rechtsgerichteten "Pegida"-Bewegung und ihren Gegnern gegeben.
Barmherzigkeit ein wichtiger Maßstab
Rentzing benannte klare Grenzen für die Auseinandersetzung. Bei bestimmten Formen verbalisierter Gewalt müsse die Kirche sagen: "So geht es nicht." Inhaltlich sei für Christen die Barmherzigkeit ein wichtiger Maßstab. "Die Würde des Menschen ist unantastbar" stehe nicht nur im Grundgesetz, sondern bringe auch Werte des christlichen Glaubens zum Ausdruck.
Der Landesbischof räumte ein, dass in Sachsen negative Einstellungen gegenüber Geflüchteten "deutlicher sichtbar geworden sind als in anderen Teilen Deutschlands". Dies habe die Kirche bedrückt. "Die Ortsnamen Freital oder Heidenau haben eine zweifelhafte Bekanntheit erreicht", sagte Rentzing. Man könne in Sachsen aber auch zahllose Beispiele für Aufnahmebereitschaft zeigen. "Ich bin sehr froh darüber, dass in der Kirche so viele Ehren- und Hauptamtliche einsatzbereit waren und sind", sagte das Oberhaupt von rund 700.000 evangelischen Christen im Freistaat.
Carsten Rentzing hatte am 1. September 2015 das sächsische Bischofsamt angetreten. Der promovierte Theologe war zuvor im Erzgebirge als Gemeindepfarrer tätig gewesen. Rentzing gilt als theologisch konservativ. So lehnt er die Trauung Homosexueller ab. In der Flüchtlingsfrage hat er sich klar für die Aufnahme von Menschen in Not ausgesprochen und Ausländerfeindlichkeit eine Absage erteilt.