Dippoldiswalde (epd). Die Staatsanwaltschaft betonte, Ergebnisse würden erst in einigen Wochen nach Auswertung des Versuchs zur Verfügung stehen. "Wir fangen bei null an", sagte Olaf Braun, Sprecher der Behörde. Der beauftragte Schweizer Forensiker Kurt Zollinger erklärte, man versuche zunächst, den zeitlichen Ablauf des Feuers nachzuvollziehen. Es gehe um ein "unabhängiges, in sich schlüssiges Resultat".
Die "Initiative in Gedenken an Oury Jalloh" übte scharfe Kritik an dem Brandversuch der Staatsanwaltschaft Dessau. "Das ist eine ganz, ganz schlechte Show", sagte Sprecherin Nadine Saeed am Rande des Experiments. Dabei seien "viele Parameter nicht eingehalten" worden. Zudem habe dem Versuch weiter die Prämisse zugrunde gelegen, wonach Jalloh die Matratze, auf der er damals gefesselt war, mit einem Feuerzeug selbst entzündet habe. Diese Hypothese erachtet die Initiative für unhaltbar.
Waren Dritte beteiligt?
Jalloh war 2005 festgenommen worden, weil sich Frauen von ihm belästigt gefühlt hatten und er sich gegen Beamte gewehrt hatte. Der Fall ist seit Jahren Gegenstand von Strafprozessen. 2014 bestätigte der Bundesgerichtshof in letzter Instanz die Verurteilung eines ehemaligen Dienstgruppenleiters der Polizei wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 10.800 Euro.
Die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau prüft seit Anfang 2014, ob es weitere Ermittlungsansätze zum Grund für den Ausbruch des Feuers gibt. Zuletzt hatten drei neue Gutachten, die die Gedenk-Initiative in Auftrag gegeben hatte, eher die Hypothese der Beteiligung Dritter an dem Tod des Flüchtlings gestützt. Demnach soll es wahrscheinlicher sein, dass Jalloh das Feuer in seiner Gefängniszelle nicht selbst gelegt hat.