Berlin (epd). Wegen der steigenden Zahl pflegebedürftiger Menschen werden in Deutschland bis 2030 zusätzlich Zehntausende Pflegekräfte gebraucht. Schon heute fehlten 30.000 Fachkräfte in der Altenpflege, sagte Friedhelm Fiedler, Vizepräsident des Arbeitgeberverbands Pflege, am Donnerstag in Berlin. Er verwies auf Schätzungen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung und des Instituts der deutschen Wirtschaft, wonach der Bedarf bis 2030 um zusätzlich weitere 50.000 bis 150.000 Stellen steigen wird.
Fiedler sagte, heutzutage lebten in Deutschland 2,7 Millionen pflegebedürftige Menschen, im Jahr 2030 würden es 3,5 Millionen sein. Zudem kämen jährlich immer mehr Schwerstpflegebedürftige hinzu. So litten zurzeit 1,4 Millionen Menschen an Demenz, pro Jahr erhöhe sich die Zahl um 40.000 Demenzkranke.
Ausbildungszahlen stark gestiegen
Die stationäre Pflege werde daher immer weiter an Bedeutung gewinnen. "Es werden mehr Betten und mehr Betreuer gebraucht", sagte Fiedler. Künftig sollten auch Flüchtlinge vermehrt für die Altenpflege gewonnen werden. Die türkischen Verbände seien bestrebt, eine Organisation ähnlich einem Wohlfahrtsverband auf die Beine zu stellen. Auch in Familien mit türkischem Migrationshintergrund würden die Kinder nicht wie in der Vergangenheit ihre Eltern pflegen. Auch dort bröckelten die traditionellen Familienstrukturen, erläuterte Fiedler.
Verbandspräsident Thomas Greiner nannte den Pflegeberuf einen der attraktivsten in Deutschland. Die Ausbildungszahlen in der Altenpflege seien seit dem Ausbildungsjahr 2004/2005 bis zum Jahrgang 2014/2015 um insgesamt 47,3 Prozent gestiegen, und zwar von rund 45.000 auf mehr als 66.000 Azubis bundesweit. In Deutschland gibt es den Angaben zufolge knapp 13.000 Pflegeheime, davon 42 Prozent privat organisiert. Hinzu kämen 12.700 ambulante Dienste, davon gut 60 Prozent in privater Hand.