Ermittlungen gegen RTL wegen verdeckter Recherchen
Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen den Privatsender RTL wegen Recherchen mit versteckter Kamera.

Köln (epd). Wie das Kölner Polizeipräsidium dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag bestätigte, wurden am Montag Privatwohnungen von RTL-Reportern durchsucht. Bereits Mitte vergangener Woche waren zwei RTL-Reporter und eine junge Polizistin bei heimlichen Dreharbeiten von Polizeieinsätzen am Kölner Hauptbahnhof enttarnt worden. Die Behörden werfen dem Privatsender vor, im Zusammenspiel mit der 26-jährigen Beamtin monatelang Polizisten im Dienst mit versteckten Kameras gefilmt und dabei dienstliche und private Gespräche mit getarnten Mikros mitgeschnitten zu haben.

Ein RTL-Sprecher sagte dem epd am Dienstag, man befinde sich in einem "konstruktiven Austausch" mit der Polizei. Einen Vertrag mit der Polizistin habe es entgegen anderslautenden Berichten nicht gegeben.

RTL hat der Staatsanwaltschaft nach deren Angaben am Montag Datenträger ausgehändigt, die das vollständige von der Polizistin angefertigte Bildmaterial enthalten sollen. Damit wollte der Sender möglicherweise einer Razzia im eigenen Haus zuvorkommen. Die Aufnahmen sollen nun ausgewertet werden, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Entlassungsverfahren eingeleitet

Der Kölner Polizeipräsident Jürgen Mathies leitete ein Entlassungsverfahren gegen die beteiligte und inzwischen vom Dienst suspendierte Polizistin ein. "Ich bin erschüttert und empört über das Verhalten dieser jungen Frau", erklärte Mathies bereits am Montagnachmittag. Das für ihn selbst, die Behörde und insbesondere auch für die Kollegen notwendige Vertrauen gegenüber der Beamtin sei "unwiderruflich zerrüttet". Die Polizistin gehörte zu einer in der Nähe von Köln stationierten Einsatzhundertschaft.

RTL bestätigte, im Zuge einer investigativen Recherche über die Arbeitsbedingungen bei der Polizei auch mit einer Polizistin zusammengearbeitet zu haben. Dabei handele es sich nicht um eine Recherche der Sendung "Team Wallraff", hatte der Sender bereits am Freitag erklärt. Günther Wallraff selbst sei zu keinem Zeitpunkt involviert gewesen.

Vor dem Hintergrund, dass die Polizei auch angesichts der aktuell erhöhten Sicherheitsgefährdung vor immer größeren Herausforderungen stehe, stellten sich auch "Fragen nach dem inneren Zustand - sprich: den Arbeitsbedingungen bei der Polizei", sagte RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer. Ziel der Recherche sei es gewesen, Einblicke in die Arbeitsabläufe des Polizeialltags zu bekommen, um zu dokumentieren, welchen Bedingungen Polizisten ausgesetzt sind. Im Blick auf die Polizistin hieß es, RTL sei sich "selbstverständlich" einer "Fürsorgepflicht auch in diesem Fall bewusst" und werde "alles tun, um die Betroffenen zu unterstützen".