Deutschland bewegt sich nicht
Das liegt einer Studie zufolge vor allem am vielen Sitzen bei Schreibtischjobs. Auch sportliche Lifestyle-Accessoires wie etwa Fitnessarmbänder können da wenig Abhilfe schaffen.

Berlin (epd). Die Deutschen bewegen sich einer neuen Studie zufolge immer weniger. Knapp die Hälfte (46 Prozent) aller Berufstätigen arbeitet vorwiegend im Sitzen, geht aus dem am Montag veröffentlichten neuen Report der privaten Krankenversicherung DKV hervor. Dabei sitzen Menschen mit einem Schreibtischjob im Durchschnitt insgesamt elf Stunden pro Tag.

Für den Bericht unter dem Titel "Wie gesund lebt Deutschland 2016" hatte die Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS) bundesweit mehr als 2.830 Menschen repräsentativ zu ihrem Gesundheitsverhalten befragt. Erhoben wurde, wieviel die Befragen sich bewegen, was sie essen, wie gestresst sie sind und wie sie mit Alkohol und Zigaretten umgehen.

Aufstehen statt chatten

Insgesamt kamen die Forscher zu dem Fazit, dass sich die Menschen im Vergleich zu den Vorjahren vor allem deutlich weniger bewegen. So hätten im Jahr 2016 nur noch 45 Prozent der Bundesbürger die Mindestaktivitätsempfehlung von 150 Minuten Bewegung pro Woche erreicht, sagte der wissenschaftliche Leiter der Studie und DSHS-Professor Ingo Froböse. Im Jahr 2014 waren es noch 54 Prozent.

Der Sportwissenschaftler empfahl, insbesondere am Arbeitsplatz mehr gegen Bewegungsmangel zu tun. So sollten Schreibtischarbeiter mehrmals pro Stunde aufstehen - etwa zum Telefonieren oder um mit Kollegen zu sprechen - statt zu mailen oder zu chatten. Aktenordner könnten außer Reichweite platziert sowie Stehschreibtische und zentrale Druckerräume eingerichtet werden, um sich häufiger im Job zu bewegen. Froböse schlug zudem vor, Meetings von kleinen Arbeitsgruppen im Gehen statt im Sitzen zu veranstalten. "Ob man das dann Walk and Talk Meeting oder Spaziergang nennt, ist Sache der Unternehmenskultur", so der Sportwissenschaftler.

Der Anteil der Menschen, die in allen fünf abgefragten Bereichen relativ gesund leben, lag dem Report zufolge weiter auf niedrigem Niveau bei elf Prozent. Die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern leben demnach wie bei einer ähnlichen Befragung in den Vorjahren mit 19 Prozent am gesündesten. Schleswig-Holstein und Thüringen erreichten den zweiten Platz mit jeweils 14 Prozent. Bayern, Berlin und Sachsen-Anhalt lagen bei einem Durchschnittswert von 11 Prozent. Der geringste Anteil gesund lebender Menschen findet sich laut Report in Hessen und Rheinland-Pfalz/Saarland (jeweils 10 Prozent) sowie in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen (jeweils 9 Prozent).

Akademiker leben gesünder

Betrachtet nach Geschlechterunterschieden ernähren sich Frauen gesünder, rauchen und trinken weniger und haben seltener Probleme mit Stress, hieß es weiter. Männer schnitten dagegen bei der Bewegung leicht besser ab. Zudem kam der DKV-Bericht zu dem Resultat, dass gesundes Verhalten unter jungen Menschen am wenigsten verbreitet sei. Allerdings seien junge Menschen körperlich am aktivsten, während Ältere mehr auf ihre Ernährung achten würden.

Soziale Unterschiede würde sich ebenfalls in allen Aspekten des Lebensstils wiederfinden. Demnach ernähren sich Akademiker gesünder, rauchen seltener und haben weniger Probleme mit Stress. Menschen mit Hauptschulabschluss oder mittlerer Reife trinken dagegen weniger Alkohol und bewegen sich mehr, dies allerdings vor allem bei der Arbeit.

Der DKV-Report untersuchte zudem die Verbreitung von sogenannten Wearables, also Fitnessarmbändern. Demnach besitzen 6,4 Prozent ein solches Gerät. Aber 30 Prozent der Besitzer nutzen es nicht mehr, weitere 16 Prozent haben es nie genutzt. Damit liege fast die Hälfte aller Fitnessarmbänder in der Ecke, sagte DKV-Vorstandsvorsitzender Clements Muth. Als Gründe für die geringe Nutzung gaben 19 Prozent der Befragten an, dass es zu anstrengend sei, 18 Prozent fühlten sich von den Wearables genervt, 15 Prozent wurden nicht motiviert, 15 Prozent hielten sie für überflüssig, 12 Prozent fanden sie schlicht langweilig.