Präventionstag fordert mehr kommunale Zentren zur Vorbeugung
Nach Einschätzung des Deutschen Präventionstags werden mehr kommunale Einrichtungen gebraucht, um Flüchtlinge gut zu integrieren.
08.08.2016
epd
epd-Gespräch: Jana Hofmann

Hannover (epd). "Wir müssen kommunal denken, sehen und planen", sagte der Geschäftsführer des Deutschen Präventionstags, Erich Marks, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Hannover. Die kommunalen Präventionszentren sollten aus ein oder zwei hauptamtlichen Fachkräften bestehen, die dann alle wichtigen Akteure vor Ort einbinden. "Bislang hat es zu wenig Kontakt gegeben zwischen denen, die schon länger hier wohnen, und denen, die neu ankommen", sagte Marks. Dabei belege die Kontakthypothese, dass Begegnungen Vorurteile abbauen könnten. Die Willkommenskultur habe schon viel erreicht, aber es dürfe keine Isolation oder abgeschlossene Gruppen geben.

"Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass niemand ausgegrenzt wird. Sonst haben wir später riesige Probleme", sagte Marks und verwies auf die Ergebnisse der US-amerikanischen Wissenschaftlerin Naomi Eisenberger, die herausfand, dass soziale Ausgrenzung wie körperlicher Schmerz erfahren wird. Vor diesem Hintergrund sei es ungemein wichtig, auch der Sprachlosigkeit zwischen Gegnern und Unterstützern von Integration entgegenzuwirken.

Mehr Forschung nötig

Marks forderte deshalb mehr kommunale Präventionszentren, in denen sich vor Ort Akteure vernetzen und Projekte initiieren. "Wir haben in Niedersachsen mit unseren fast 200 kommunalen Präventionsgremien sehr gute Erfahrungen gemacht", berichtete Marks, der außerdem Geschäftsführer des Landespräventionsrats Niedersachsen ist. Dort würden Themen wie Rechtsextremismus, Gesundheit und Gewalt bearbeitet.

Nach Marks Worten soll jede Kommune selbst entscheiden, wie sie ihren Präventionsrat aufbaut. Meist gehörten verschiedene kommunale Träger dazu wie das Jugend- und Sozialamt, aber auch Schulen, Polizei, gemeinnützige Vereine, Justiz, Wohlfahrtsverbände und zivilgesellschaftliche Initiativen. "Wir müssen diese Vielfalt zulassen und nicht von oben verordnen, wer in den Präventionsrat aufzunehmen ist", erklärte der 62-Jährige.

Realisierten die Präventionsgremien Projekte, sollten sie auf deren Wirkung achten. Nach seinen Worten können die Erfahrungen aus anderen Projekten genutzt werden. Im Bereich Prävention sei aber noch mehr Forschung nötig, sagte Marks: "Die Ergebnisse dürfen nicht nur in Dissertationen niedergeschrieben sein, sondern müssen auch für die Praxis zugänglich gemacht werden."