Gütersloh, Berlin (epd). Freiwilliges Engagement für Flüchtlinge steht in Deutschland nach wie vor hoch im Kurs. Die Hilfe sei überaus wichtig, um Flüchtlingen ein soziales Ankommen zu ermöglichen, heißt es in einer am Donnerstag in Gütersloh veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung. Die Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz (SPD) und Wohlfahrtsverbände riefen dazu auf, die vielen Freiwilligen besser zu unterstützen und nicht alleine zu lassen.
Freiwillige als große Stütze
Gerade nach den Gewalttaten der vergangenen Wochen, an denen offenbar auch Flüchtlinge beteiligt waren, seien die engagierten Freiwilligen eine zentrale Stütze, erklärte die Leiterin des Bereiches "Zukunft der Zivilgesellschaft" bei der Bertelsmann Stiftung, Bettina Windau. Durch ihre Arbeit werde in den Kommunen eine positive Stimmung gegenüber Geflüchteten erhalten, heißt es in der Untersuchung. Die Studie empfiehlt Städten und Gemeinden, weiterhin Koordinationsstellen aufzubauen und freiwilliges Engagement öffentlich mehr anzuerkennen.
Die engagierten Helfer in Deutschland übernähmen in der Flüchtlingsarbeit unter anderem Aufgaben, die normalerweise der Staat leisten müsste, erklärte die Stiftung. Sie kümmerten sich etwa um die Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung und Wohnraum. Zudem seien sie eine wichtige Brücke zwischen Flüchtlingen und Behörden. So sorgten sie dafür, dass geflüchtete Menschen Angebote zur Integration überhaupt wahrnehmen könnten.
Hauptamtliche Unterstützung nötig
Die Integrationsbeauftragte Özoguz begrüßte es, dass "das enorme ehrenamtliche Engagement" nach wie vor anhalte. Ehrenamtliche Initiativen und Engagierte benötigten jedoch dringend hauptamtliche Begleitung und Unterstützung, erklärte sie in Berlin. "Wir dürfen die vielen Freiwilligen nicht alleine lassen", unterstrich sie.
Auch die Diakonie Deutschland forderte mehr Unterstützung und Wertschätzung für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsbetreuung. Die Engagierten leisteten einen unschätzbaren Beitrag und beeinflussten positiv die öffentliche Diskussion, teilte die Diakonie in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. "Dies sollte öffentlich gewürdigt, aber auch mit der notwendigen materiellen Ausstattung der professionellen und ehrenamtlichen Hilfestrukturen gefördert werden", unterstrich der Dachverband. Nur so lasse sich das großartige freiwillige Engagement erhalten und weiter ausbauen.
Ergebnisse nicht repräsentativ
Der evangelische Wohlfahrtsverband rechnet nach den jüngsten Anschlägen nicht mit einem Rückgang des freiwilligen Engagements. Die Ehrenamtlichen wüssten einzuschätzen, dass ein Gewalttäter nicht für alle Flüchtlinge stehe. Die Anschläge würden aber dazu beitragen, dass vor allem geflüchtete Menschen verstärkt Diskriminierung ausgesetzt seien.
Die Studie "Koordinationsmodelle und Herausforderungen ehrenamtlicher Flüchtlingshilfe in den Kommunen" wurde vom Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) an der Berliner Humboldt-Universität im Auftrag der Stiftung erstellt. Dafür wurden zwischen Januar und März in 17 Kommunen deutschlandweit 25 Interviews geführt. Da es sich um qualitative Interview gehandelt habe, seien die Ergebnisse nicht repräsentativ, hieß es.