"Islamischer Staat": Terrormiliz Boko Haram hat neuen Chef
Berichte über einen Führungswechsel bei der nigerianischen Terrororganisation Boko Haram haben am Donnerstag für Verwirrung gesorgt.

London, Frankfurt a.M. (epd). Neuer Chef der Gruppe sei der bisherige Sprecher Abu Musab al-Barnawi, erklärte der "Islamische Staat" laut einem Bericht des britischen Senders BBC. Zum Schicksal des bisherigen Chefs, Abubakar Shekau, machte der IS keine Angaben. Dieser meldete sich dem Bericht zufolge auch zu Wort und erklärte in einem zehnminütigen Video, dass er immer noch das Sagen habe.

Kontaktaufnahme verweigert

Shekau kritisierte die Erklärung des IS und erklärte, es habe einen Putschversuch gegen ihn gegeben, wie die BBC weiter berichtete. Demnach versuchte er, sich vom IS zu distanzieren und bezeichne IS-Chef Abubakar al-Bagdadi zugleich als "Kalifen", als religiös-politischen Führer. Der IS habe auf seine Kontaktaufnahmen nicht reagiert. Shekau, der mehrfach für tot erklärt wurde und zuletzt vor Monaten in einem Video zu sehen war, schwor Anfang 2015 Al-Kaida ab und dem "Islamischen Staat" seine Treue.

Der vom IS zum Chef erklärte Al-Barnawi sagte laut BBC in der Stellungnahme, mit der Macht von Boko Haram müsse weiter gerechnet werden. Die Gruppe habe neue Mitglieder rekrutiert.

Hinweis auf Spaltung

Die widersprüchlichen Angaben könnten ein Indiz für eine Spaltung der Terrororganisation sein. Boko Haram hat in den vergangenen Monaten weite Teile seines Gebietes im Nordosten Nigerias verloren, wo die Gruppe nach eigenen Angaben einen Gottesstaat errichten will. Kontrollierten die Islamisten zeitweise ein Gebiet von der Größe Belgiens, rückt die nigerianische Armee mit militärischer Unterstützung anderer afrikanischer Staaten immer weiter vor, auch in Regionen, die seit vielen Jahren von Boko Haram beherrscht wurden.

Doch noch immer terrorisiert die Gruppe die Bevölkerung im Nordosten und verübt immer wieder Anschläge im benachbarten Niger. Boko Haram ist für Zehntausende Tote, Geiselnahmen von Hunderten von Frauen und Mädchen und die Zwangsrekrutierung von einer unbekannten Zahl von Jungen und Männern verantwortlich. Nach UN-Angaben sind etwa 2,2 Millionen Menschen vor der Gruppe auf der Flucht.