Frankfurt an der Oder (epd). Vor allem bei einer möglichen Angleichung der Ostrenten an das Westniveau gebe es keine Lösung, die von allen als gerecht empfunden werde, sagte der Rentenexperte Gert Wagner der "Märkischen Oderzeitung" (Montagsausgabe). Eine Angleichung würde vor allem den Älteren helfen. Auf die heutigen Erwerbstätigen in den neuen Ländern kämen dagegen niedrigere Rentenansprüche zu.
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) plant eine Angleichung der Ost- und Westrenten in zwei Schritten bis 2020. Im Gegenzug soll die Hochwertung der Osteinkommen abgeschafft werden, durch die gegenwärtig bei der individuellen Rentenberechnung das West-Ost-Lohngefälle ausgeglichen wird.
"Kein akuter Reformbedarf"
Nach Wagners Auffassung müsste ein politischer Kompromiss gefunden werden: Denn auch ohne Reform fühlten sich viele im Osten "entwertet". Der DIW-Experte kann aktuell keine Ungerechtigkeiten erkennen: "Wer zur Zeit der Einheit schon in Rente war oder kurz danach in Rente gegangen ist, hat im Vergleich zur DDR gewaltig gewonnen." Trotzdem seien Rentner in Ostdeutschland am unzufriedensten. Nach seiner Auffassung gebe es in dieser Gruppe eher ein "Unbehagen", dass ihre Lebensleistung angezweifelt werde.
Den dringendsten Reformbedarf sieht der Experte bei Selbstständigen, Beziehern niedriger Einkommen sowie Menschen mit großen Unterbrechungen im Erwerbsleben. "Da sehe ich die Legitimierung der gesetzlichen Rente viel mehr in Frage gestellt als beim Rentenniveau, bei dem ich persönlich keinen akuten Reformbedarf sehe."