Oswiecim/Rom (epd). Er ist der dritte Papst, der das Lager besucht. Im Unterschied zu seinen Vorgängern Johannes Paul II. und Benedikt XVI. hielt er dort jedoch keine Rede. An der sogenannten Todesmauer sprach er ein stilles Gebet.
Bei dem schweigend absolvierten Besuch wurde Franziskus von der polnischen Ministerpräsidentin Beata Szydlo begrüßt. Nach der kurzen Begegnung mit der Regierungschefin sprach der Papst mit Holocaust-Überlebenden. Einer der Überlebenden gab Franziskus eine große weiße Kerze. Vorsichtig trug der Papst sie zur Hinrichtungswand.
Sichtlich bewegt
Sein Vorgänger Papst Benedikt XVI. hatte das Lager Auschwitz 2006 besucht, Johannes Paul II. war als Papst 1979 dort. Papst Franziskus hält sich seit Mittwoch in Polen auf. Er nimmt am 31. katholischen Weltjugendtag in Krakau teil.
In der Zelle von Maximilian Kolbe im Keller des Lagergefängnisses in Block 11 verharrte Franziskus mehrere Minuten in schweigendem Gebet. Sichtlich bewegt saß er im Halbdunkel des winzigen Raums mit einem vergitterten kleinen Fenster unterhalb der Decke. Der Franziskanermönch hatte im Juli 1941 die Lagerleitung gebeten, ihn anstelle eines zum Tode verurteilten Familienvaters hinzurichten. Zwei Wochen später wurde Kolbe mit einer Giftspritze getötet. Die katholische Kirche verehrt ihn heute als einen der wichtigsten Märtyrer des 20. Jahrhunderts.
Anschließend besuchte Franziskus die benachbarte Zelle, in der die zum Katholizismus konvertierte Jüdin Edith Stein gefangen gehalten wurde. Die Philosophin wurde im August 1942 in den Gaskammern von Auschwitz ermordet.