Zentralrat der Muslime: Gemeinsam gegen den Terror stellen
Nach dem Mordanschlag auf einen Priester in Frankreich hat der Zentralrat der Muslime die Religionsgemeinschaften dazu aufgerufen, zusammenzustehen.
28.07.2016
epd
epd-Gespräch: Holger Spierig

Köln (epd). "Wir müssen im Schulterschluss mit unseren christlichen Geschwistern Zeichen setzen, uns gemeinsam gegen Anschläge und Terrorismus stellen", sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, in Köln dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Nach diesem feigen und brutalen Anschlag in Frankreich stehen wir mit unseren christlichen Geschwistern in Solidarität und im Gebet."

Das Ziel von Terroristen sei es, "unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaft in ihren Grundfesten zu erschüttern und religiöse Gruppen gegeneinander aufzuhetzen", sagte Mazyek. "Der Kampf gegen den Extremismus ist nicht nur Aufgabe von Muslimen allein, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe." Deswegen sei er der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland für die klaren Worte dankbar, keine Spaltung in die Gesellschaft hineintragen zu wollen. Mazyek begrüßte die Einladung des französischen Präsidenten François Hollande an die religiösen Führer seines Landes, um nach den Anschlägen "ganz klar einen Schulterschluss zu zeigen".

Präventionsprogramme verstärkt

In den Moscheen in Deutschland werde bereits sehr viel gegen Extremismus unternommen, sagte Mazyek. Dort werde beispielweise thematisiert, was der Koran zum Zusammenleben der Religionen und zur Unversehrtheit der Gotteshäuser sage. "Der Gang in die Moschee führt nach unserem Verständnis dazu, dass ein Mensch eben nicht zu solch schrecklichen Taten fähig ist." Wenn ein Mensch jedoch in seiner Religion nicht gefestigt und psychisch labil sei, könne er "leichter in die Fänge von Scharlatanen und Extremisten geraten". Die Islam-Verbände hätten zudem in den vergangenen Jahren Präventionsprogramme verstärkt, besonders in der Zusammenarbeit mit Familien und Jugendlichen.

Stellen im Koran, die von Islam-Kritikern als Aufruf zur Gewalt gegen Nichtmuslime herangezogen würden, würden von der islamischen Welt völlig anders verstanden, erklärte Mazyek. Dass Koranverse zur Gewalt aufriefen, sei keine theologische Position, sondern eine Instrumentalisierung. In einigen Suren unterstreiche der Koran hingegen ausdrücklich die Unversehrtheit von Gotteshäusern. An einer anderen Stelle ermahne der Prophet Mohammed eindringlich Muslime, Nichtmuslimen kein Unrecht anzutun.