Köln (epd). Kriegserlebnisse oder sexualisierte Gewalt könnten etwa dazu führen, dass die Betroffenen angespannt und emotional belastet seien und sich nur schwer konzentrieren könnten, sagte Karin Griese, Bereichsleiterin Trauma-Arbeit bei der Frauenrechtsorganisation, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Köln. Dadurch könne es vorkommen, dass sie an Angeboten nicht teilnehmen oder in Sprachkursen nur langsam lernen.
Verlässlich sein und Rituale etablieren
"Wenn man weiß, wie Traumatisierungen die Gedächtnisleistung beeinflussen können, dann kann man Angebote so gestalten, dass die Menschen sie besser wahrnehmen können", sagte Griese. Dazu gehörten etwa ein möglichst niedrigschwelliger Zugang und Flexibilität. In Sprachkursen sollte auf Wiederholungen geachtet werden, empfiehlt die Expertin. Atemübungen könnten eingebaut werden, um Spannungen abzubauen. Wer Geflüchtete begleite, sollte zudem verlässlich sein und auf Rituale setzen, die Sicherheit vermitteln.
Medica Mondiale bietet seit diesem Jahr Fortbildungen zum Thema Stress- und Traumasensibilität für Menschen an, die haupt- oder ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind. Die Nachfrage sei riesig, sagte Griese. "Wir haben eine Zeit lang fast täglich Anrufe zu dem Thema bekommen." Neben Schulungen direkt in sozialen Einrichtungen wie dem Deutschen Roten Kreuz oder bei Bildungsträgern wie der Bergischen Diakonie Wuppertal will die Organisation in diesem Jahr auch Frauen ausbilden, die selbst vor einigen Jahren geflohen sind und ihre Erfahrungen an andere weitergeben möchten.
Auf Ressourcen setzen
Frauen, die sexualisierte Gewalt erfahren hätten, könnten oft nicht mit ihren Familien darüber sprechen, weil ihnen ansonsten Stigmatisierung drohe, sagte Griese. Für sie könne der Austausch mit anderen Frauen hilfreich sein. "Menschen, die Traumatisches erlebt haben, neigen dazu, sich zu isolieren", sagte Griese. "Aber soziale Bezüge sind ganz wichtig, um traumatische Erfahrungen zu verarbeiten."
Haupt- und Ehrenamtlichen empfehle sie, aktiv zuzuhören, wenn sich eine Frau ihnen anvertraue, aber nicht nachzubohren. Wichtig sei dabei vor allem, die Ressourcen der Frauen zu betonen: "Nicht das Opfersein zu stärken, sondern die Tatsache, dass die Frauen überlebt haben und es geschafft haben, nach Deutschland zu kommen."