Berlin (epd). Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gab es nicht, wie die Polizei am Dienstagnachmittag mitteilte. Bei dem Täter handelte es sich um einen 72-jährigen Deutschen, der wohl schon am Vortag im Klinikum des Stadtteils Steglitz behandelt worden war.
Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) reagierte bestürzt auf die Nachricht und sprach von einer "unfassbar niederträchtigen und grausamen Tat". Er trauere mit den Angehörigen des Opfers und sei mit Gedanken bei den Mitarbeitern des Klinikums, "die einen Kollegen verloren haben". Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD), die auch Vorsitzende des Aufsichtsrates der Charité ist, zeigte sich geschockt. Der tödliche Angriff habe an einem Ort stattgefunden, "an dem tagtäglich Menschenleben gerettet werden". "Wir haben einen Kollegen und Mitarbeiter verloren", sagte Scheeres. Ihr Mitgefühl sei bei der Familie, den Angehörigen und Freunden.
Polizei: Lage unter Kontrolle
Bei dem Opfer handelt es sich um einen Kieferorthopäden. Einem Medienbericht zufolge soll sich die Tat während eines Beratungsgespräches in der Kiefer- und Gesichtschirurgie des Klinikums ereignet haben. Dabei sollen mehrere Schüsse auf den zweifachen Familienvater abgegeben worden sein. Anschließend habe sich der Täter nach bisherigem Kenntnisstand selbst getötet, so ein Sprecher der Charité. Der angeschossene Arzt sei trotz intensivmedizinischer Behandlung kurze Zeit später gestorben, teilte die Polizei mit.
Hinweise auf weitere verletzte Personen oder weitere Täter gab es am Dienstagnachmittag nicht. Die Lage am Campus Benjamin Franklin sei unter Kontrolle, twitterte die Polizei. Es besteht keine Gefahr, hieß es.
Das Benjamin Franklin-Klinikum gehört zur Berliner Charité. Die Charité zählt zu den größten Universitätskliniken Europas. Der Campus Benjamin Franklin ist einer von vier Standorten der Charité. Er entstand zwischen 1959 und 1969 als "Klinikum Steglitz" und wurde 1994 in "Universitätsklinikum Benjamin Franklin" umbenannt. Erst 2003 fusionierte das Klinikum mit der Charité. Die Charité beschäftigt 13.200 Mitarbeiter, darunter 3.760 Wissenschaftler und Ärzte, und ist damit einer der größten Arbeitgeber in der Hauptstadt.