23.7., ZDF, 18.00: "Mein Land, Dein Land"
Die vierte Folge der ZDF-Reportagereihe besucht Offenbach, das dem Klischee nach als düstere kleine Schwester der benachbarten hessischen Bankenmetropole Frankfurt gilt. Die beiden Städte könnten kaum unterschiedlicher sein: Frankfurt als Stadt des großen Geldes, Offenbach als sozialer Brennpunkt. Die Fabriken, die einst Gastarbeiter anlockten, sind verschwunden. Stattdessen wurden in den vergangenen Jahren viele Menschen arbeitslos. Wer es sich leisten kann, zieht weg. Wer bleibt, wohnt in einer der vielen Hochhaussiedlungen. Von rund 130.000 Einwohnern haben fast 60 Prozent einen Migrationshintergrund, 14.000 einen türkischen. Alle behaupten, die Ausländer seien das Problem, auch die Ausländer: Die Türken klagen über die Araber, die Kurden über die Kroaten. Und gemeinsam schimpfen sie über die Bulgaren und Rumänen. Rund um den Marktplatz hat sich das Türkenviertel gebildet, hier findet man alles, was man braucht: Obstläden, Restaurants, Cafés, Modeboutiquen, Friseure, Moscheen. Auf den Straßen sieht man kaum Deutsche, dafür viele Frauen mit Kopftüchern. Junge Männer, die einfach nur abhängen, ältere Männer, die Tee trinken. Utta Seidenspinner und Candan Six-Sasmaz fragen: Wie leben Türken der ersten, zweiten und dritten Generation in Deutschland? Sind sie integriert? Wollen sie sich integrieren? Und was bedeutet es eigentlich, integriert zu sein? Ihre Reportage stellt Beispiele des türkischen Lebens vor, das man in der hessischen Stadt komplett unter seinesgleichen führen kann. Vom Lebensmitteleinkauf bis zur Shisha-Bar, vom Beschneidungsritual bis zum Freitagsgebet zeigt der Film einen Ausschnitt der Einwanderungskultur in Deutschland.
26.7., ZDF, 22.15 Uhr: "Albtraum Traumjob - Durchhalten oder neu anfangen?"
Doro Plutte stellt in ihrem Film Menschen vor, die Ziele erreicht haben, von denen die meisten anderen träumen: Erfolg, Geld, Ansehen; und einen Beruf, um den sie viele beneiden. Doch was tut man, wenn sich der vermeintliche Traumjob als Albtraum herausstellt, wenn die Arbeit keine Erfüllung mehr bringt, sondern Tag für Tag zum Kampf wird? "37 Grad" zeigt drei Personen auf der Suche nach Antworten, Menschen, die sich fragen, wie sie umgehen sollen mit der Ernüchterung, den veränderten Bedingungen, dem steigenden Druck: Ein Mann war fast drei Jahrzehnte in der Finanzbranche tätig. Seine Karriere verlief wie im Bilderbuch, er wurde Partner bei einer Frankfurter Privatbank und stellte innerhalb von drei Jahren er 130 Mitarbeiter ein; dann musste er sie im Zuge der Bankenkrise alle wieder entlassen. Doch er fand einen neuen Job als Managing Director bei der Deutschen Börse, aber plötzlich war er nicht mehr ausgelastet und begann, sich zu langweilen. Auch der zweite Mann klagt auf hohem Niveau: Er ist Chirurg, doch im tatsächlichen Berufsalltag ist vom Klischee des Halbgotts in Weiß nichts mehr zu spüren. Der Arzt verbringt einen großen Teil seiner Zeit damit, bürokratischen Ansprüchen gerecht zu werden, und der ständige Stress durch die langen Dienste schlägt aufs Privatleben. Dritte im Reigen ist Isabella Wirth, eine in den frühen 90ern gefeierte Fotografin, die damals als eine der ersten auf die Idee gekommen ist, normale Menschen wie Models zu fotografieren. Aber heute ist die Wertschätzung für die Fotografie ihrer Ansicht nach verloren gegangen, die Bedingungen haben sich drastisch verändert; die Konkurrenz ist größer, die Preise sinken immer weiter. "37 Grad" begleitet diese drei bei der Suche nach Antworten auf die Fragen, ob sie an der Hoffnung festhalten oder der Realität ins Auge schauen, ob sie neu anfangen oder durchhalten sollen.
26.7., 3sat, 22.25: "Zona Norte"
2001 hat Regisseurin Monika Treut die Menschenrechtlerin Yvonne Bezerra de Mello porträtiert, die sich um Straßenkinder in Rio kümmert. Jetzt fragt Treut nach dem Stand des Hilfsprojekts. 15 Jahre nach "Kriegerin des Lichts" hat sich vieles verändert, vor allem die Stadt Rio ist nicht mehr wiederzuerkennen: Die Fußball-WM 2014 und die Vorbereitung auf die Sommer-Olympiade 2016 haben ihre Spuren hinterlassen. Der den Mega-Sportereignissen geschuldete Militäreinsatz gegen die Bewohner der Favelas hat bürgerkriegsähnliche Zustände provoziert. Fast täglich eskaliert die Gewalt. Treut zeigt, wie Bezerra de Mellos Hilfsprogramm "Projeto Uerê" mit der veränderten Lage umgeht und was aus den Kindern geworden ist, die einst vor der Kamera standen. Der damals 13-jährige Tiago zum Beispiel hatte als Sechsjähriger das Candelaria-Massaker überlebt, bei dem acht Straßenkinder brutal von der Polizei ermordet worden waren. Der HIV-positive Junge trug als Schuhputzer zum Unterhalt seiner zehnköpfigen Familie bei und träumte davon, Automechaniker zu werden. Vanessa, ein begabtes, lernbegieriges Mädchen, sehnte sich nach einem Leben ohne Leid und hoffte, später Anthropologin zu werden. Die Schwestern Pamela, Joice und Gessica erfuhren nur in Yvonne Bezerra de Mellos sicherem Haus, dass das Leben nicht nur aus Gewalt, Drogen und Vernachlässigung besteht. Aus den Kindern von damals sind heute junge Erwachsene geworden, die aus ihrem Leben berichten. Sie sind der lebende Beweis dafür, dass eine alternative Pädagogik langfristig den Teufelskreis von Armut und Gewalt zu durchbrechen vermag.
27.7., WDR Fernsehen, 21.00 Uhr: "Das Experiment: Mit wie wenig kann ich leben?"
Das Geld zum Ende des Monats reicht so gerade; die meisten kennen das. Doch woran liegt das? Ist das Leben hierzulande wirklich so aufwändig? Eine vierköpfige Familie mit mittlerem Einkommen lässt sich auf ein Experiment ein: Radikalsparer, die mit möglichst wenig durchs Leben kommen, zeigen der Familie, wo finanziell noch Luft sein soll, und wie man mit weniger Geld bewusster und angeblich sogar besser leben kann. Wie gut geht es den vier Familienmitgliedern damit wirklich? Werden sie womöglich einfach nur zu Geizhälsen und leben auf Kosten anderer oder ist das sparsame Leben ein echter Gewinn? In der Reihe "Das Experiment" bringt der WDR Menschen in ungewohnte Situationen. Sie bekommen so die Gelegenheit, ihre bisherige Haltung zu gesellschaftlich relevanten Themen mit großem Streitpotential zu hinterfragen.
27.7., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "die Story: Rocker auf Abwegen - Die verborgene Welt der Satudarah"
Als Angelo, Olla, Mima und Bota die Führung im Rockerclub "Satudarah" übernehmen, ist die Gruppe selbst in der niederländischen Heimat nur Insidern bekannt. Dann der Aufstieg: innerhalb weniger Jahre wird aus der Motorradtruppe ein schwerkriminelles Verbrecherkartell, mit über 800 Mitgliedern und Niederlassungen in fast einem Dutzend Ländern, zuletzt auch Deutschland, vor allem rund um Duisburg. Bundesinnenminister de Maizière lässt den Rockerclub Anfang 2015 verbieten, weil "von dem Verein eine schwerwiegende Gefahr für individuelle Rechtsgüter und die Allgemeinheit ausgeht". Gegründet wurde der Verein von molukkischen Einwandern 1990 in den Niederlanden. Der Motorradclub gibt sich entsprechend multikulturell: Der Name Satudarah bedeutet im Polynesischen "ein Blut" und soll zeigen, dass alle Menschen gleich seien. Der Film von Emmy-Preisträger Joost van der Valk vermittelt einen ebenso intimen wie spannenden Einblick hinter die Kulissen des Clubs, der eine geheime Welt aus Ritualen und Gewalt zu sein scheint, aber auch von Bruderschaft, falsch verstandenem Mut und kruder Spiritualität. Ein Film, der nicht nur viel über den niederländischen "Satudarah" und seine wichtigsten Strippenzieher zeigt, sondern auch erahnen lässt, nach welchen Regeln Rocker-Clubs überhaupt funktionieren.
28.7., ZDF, 22.15 Uhr: "ZDFdonnerstalk"
Es gibt Kreise, bei denen steht sie buchstäblich auf der Abschussliste: Dunja Hayali, Moderatorin des ZDF-"Morgenmagazins". Sie unterstützt den Verein "Gesicht Zeigen!" und die "Initiative Respekt! Kein Platz für Rassismus" und thematisiert den Hass in der Gesellschaft immer wieder auch in ihrer Sendung. Als sie im Februar die Goldenen Kamera in der Kategorie Beste Information erhielt, sagte sie in ihrer Rede: "In einem Land, in dem die Meinungsfreiheit so ein hohes Gut ist, darf und muss jeder seine Sorgen und seine Ängste äußern können, ohne gleich in die rechte Nazi-Ecke gestellt zu werden. Aber: Wenn Sie sich rassistisch äußern, dann sind Sie verdammt noch mal ein Rassist." Nun meldet sich Hayali im Abendprogramm zurück: Wie schon im letzten Jahr übernimmt sie vier Wochen lang den Sendeplatz von "Maybrit Illner" und präsentiert Geschichten mit sozialpolitischem Zündstoff. Anders als ihre Moderationskollegen verlässt sie das Studio und taucht in ihren Reportagen in Konfliktzonen unserer Gesellschaft ein und begibt sich auf Reisen in die deutsche Lebenswirklichkeit mit authentischen und überraschenden Geschichten, die anschließend in der Live-Sendung mit prominenten Gesprächspartnern, Betroffenen und politischen Entscheidungsträgern diskutiert werden.
28.7., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "Genug gelitten - Selbstbestimmt sterben"
"Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an!", behauptet ein Musiktitel. Hildegard Neuss will es beenden. Die 66-Jährige hat sich für die Selbsttötung in der Schweiz entschieden. Jahrelang hat ihr eine Lebererkrankung das Leben verleidet. Nach einer Vielzahl von Therapien hat sie genug. Mithilfe einer Schweizer Sterbehilfeorganisation plant sie akribisch ihr Ende. Begleitet von ihrer 89-jährigen Mutter, die bis zuletzt versucht, sie davon abzubringen, nimmt sie schließlich in Bern die tödliche Dosis. Immer mehr Menschen fordern auch in Deutschland die Möglichkeit zum begleiteten Suizid. Für den Mediziner Marcus Schlemmer drückt sich darin vor allem die Angst vor dem Lebensende aus: Aus Furcht vor Schmerzen, vor Einsamkeit und Pflegebedürftigkeit fordern Menschen ein Recht auf den raschen Tod mit ärztlichem Beistand. Auch der krebskranke Hermann Martin wollte sich und seinen Angehörigen einen "Pflegefall" ersparen. Nach einem Suizidversuch landet er auf einer Palliativstation. Dort stellt er fest, dass es für seine Ängste Lösungen gibt. Der Wunsch, möglichst schnell zu sterben, verliert sich zunehmend. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Diskussion um die Sterbehilfe in Deutschland versucht Filmemacher Max Kronawitter an zwei konkreten Fällen darzustellen, warum Menschen ihr Leben beenden wollen.
28.7., WDR Fernsehen, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Zum Glück gescheitert"
An einem Freitag im November wirft sich Viktor vor einen Zug. Der Lokführer hat schon ein Tuch über den vermeintlich Toten gelegt, da entdeckt ein Polizist, dass Viktor sich noch bewegt. Jule Sommer und Udo Kilimann erzählen seine Geschichte: Früher war er ein unauffälliges Kind, scheinbar unbeschwert, sorglos, frei. Viktors Eltern bemerkten bei ihrem Sohn zwar hin und wieder auffällige Verhaltensweisen, an eine schwere psychische Erkrankung dachten sie aber zu keinem Zeitpunkt. In der Oberstufe am Gymnasium wurde Viktor krank; in seinem Kopf machte sich, wie er das beschrieb, ein Nebel breit, alles wurde immer dunkler. Jahre später, nach abgeschlossenem Studium und einem Job in Amsterdam, beschloss er, sich zu töten. Als er im Krankenhaus erwachte und feststellte, dass er beide Beine verloren hatte, war seine Todessehnsucht stärker als zuvor. Ausgerechnet die Begegnung mit einem holländischen Sterbehelfer weckte neuen Lebensmut in ihm. "Menschen hautnah" erzählt die Geschichte einer unerkannten Depression und wie diese fast zum Suizid führte. Heute kann Viktor sagen, dass er zum Glück mit seinem Suizidversuch scheiterte.