"Brot für die Welt": Wunderpille gegen Aids noch nicht gefunden
Die Weltgemeinschaft darf nach dem Willen von "Brot für die Welt" im Kampf gegen Aids nicht nachlassen.
21.07.2016
epd
epd-Gespräch: Elvira Treffinger

Durban (epd). "Wir haben HIV noch nicht besiegt", sagte die Aids-Expertin des evangelischen Hilfswerks, Astrid Berner-Rodoreda, im südafrikanischen Durban dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Die Wunderpille gegen Aids ist noch nicht in Sicht." Doch das gemeinsame Ziel aller Staaten, die globale Epidemie bis 2030 zu überwinden, scheine in Reichweite. "Der Zeitrahmen dafür ist kurz."

"Hier überwiegt der Optimismus", berichtete die Gesundheitsreferentin von der Welt-Aids-Konferenz in Durban, die am Freitag zu Ende geht. Allein Südafrika habe seit der Jahrtausendwende große Fortschritte gemacht und versorge mittlerweile 3,4 Millionen Infizierte mit Medikamenten - "das größte Behandlungsprogramm der Welt". Ab September sollten alle HIV-Positiven, insgesamt sieben Millionen Menschen, die lebensverlängernden Arzneien erhalten, sagte Berner-Rodoreda. Wer Medikamente nehme, sei weniger ansteckend.

Weniger Männer in Behandlung

Im Weltmaßstab nehmen nach ihren Angaben 17 Millionen Männer, Frauen und Kinder Medikamente. Das müsse auf alle 37 Millionen Infizierten ausgeweitet werden. Das sei auch deshalb eine große Herausforderung, weil nicht alle HIV-Positiven über ihre Infektion Bescheid wüssten. Vor allem Männer würden oft nicht von den Test- und Therapie-Angeboten erreicht. "Es sterben viele Männer, weil sie nicht rechtzeitig in die Behandlung kommen", erläuterte Berner-Rodoreda. Auch die steigende Aids-Todesrate bei Jugendlichen in Afrika sei beunruhigend.

Geldmangel ist ein Hauptproblem

"Wir brauchen weiterhin mehr Geld", betonte die Aids-Expertin. Derzeit würden weltweit pro Jahr etwa 20 Milliarden Dollar für die Aids-Bekämpfung bereitgestellt. Das seien mindestens sechs Milliarden Dollar zu wenig. Auch die Medikamentenpreise müssten fallen. Koste die Behandlung eines Aids-Kranken pro Jahr in der ersten Therapielinie etwa 100 Dollar, stiegen die Kosten auf 2.000 bis 16.000 Dollar in der dritten Therapielinie, die wegen Resistenzen notwendig werden kann.

Bedauerlich nannte Berner-Rodoreda zudem, dass sich immer noch mehr als zwei Millionen Erwachsene jedes Jahr mit HIV infizieren. Dabei gebe es bei Babys Fortschritte: Kuba, Weißrussland, die Ukraine und Thailand hätten die HIV-Infektion im Mutterleib oder bei der Geburt eliminiert. Andere Länder seien nahe dran.