Berlin (epd). In vielen Gebieten übertrifft die Zahl der ambulanten Ärzte sogar den Bedarf, wie aus einem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Bericht des Wissenschaftlichen Instituts der AOK hervorgeht. "Die Versorgungslage ist durch erhebliche Verteilungsprobleme gekennzeichnet. Die Überversorgung in einigen Regionen bindet Ressourcen, die anderswo fehlen", kommentierte Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des AOK-Instituts, die Ergebnisse des sogenannten Ärzteatlas.
Im internationalen Vergleich steht Deutschland bei der Arztdichte mit 4,1 praktizierenden Ärzten je 1.000 Einwohner auf Platz 5. Die Arztdichte hat nach dem Bericht in Deutschland zwischen 1991 und 2015 um knapp 50 Prozent zugenommen. Dabei verzeichneten alle Bundesländer deutliche Zuwächse.
Viele Hausärzte sind über 60
Der Versorgungsgrad liegt bei sämtlichen Fachrichtungen bundesweit deutlich über dem Soll, heißt es in dem AOK-Bericht. Selbst im vieldiskutierten hausärztlichen Bereich ergebe sich 2015 ein Gesamtversorgungsgrad von 109,6 Prozent. Insgesamt seien 44 Prozent aller Planungsgebiete bei Hausärzten rechnerisch überversorgt. "Allerdings steht einer deutlichen Überversorgung insbesondere in Ballungsgebieten eine Unterversorgung oder drohende Unterversorgung in einigen Landstrichen gegenüber", erklärte Schröder.
Im hausärztlichen Bereich gebe es eine große Zahl an älteren Ärzten, die voraussichtlich bald Praxisnachfolger suchen werden oder dies bereits tun. Bundesweit ist ein Drittel der Hausärzte 60 Jahre oder älter. Kritisch könnte die Lage laut AOK dort werden, wo ungünstige Faktoren zusammenkommen: niedriger Versorgungsgrad, hoher Altersanteil bei den Ärzten und Schwierigkeiten mit der Wiederbesetzung. "Ärztlicher Nachwuchs wird in den kommenden Jahren vor allem im hausärztlichen Bereich benötigt", so Schröder.