Berlin (epd). Caritas-Präsident Peter Neher sagte am Donnerstag in Berlin, Zehntausende Flüchtlinge lebten wegen der Grenzschließungen in den Balkanländern - häufig unter katastrophalen Umständen. Er forderte die EU-Länder auf, Griechenland, Italien und die Balkanländer bei der Versorgung der Flüchtlinge weitaus stärker zu unterstützen und die humanitären Mindeststandards zu gewährleisten.
Südeuropäische Länder überfordert
Neher kritisierte, dass die Türkei Milliardenbeträge zur Versorgung und Abwehr von Flüchtlingen erhalte, zugleich aber die Länder an der südlichen Außengrenze der EU mit der Versorgung von Menschen überfordert würden. Der Caritas-Präsident sagte zudem, das vereinbarte Umverteilungssystem zwischen der EU und der Türkei funktioniere faktisch nicht.
Caritas International unterstützt seit Beginn der Syrien-Krise Hilfsprojekte im Land und in den Nachbarländern, über die es nach eigenen Angaben mehr als eine Million Menschen erreicht hat. Seit Beginn der Krise flossen dem Leiter des katholischen Hilfswerks, Oliver Müller, zufolge 55,5 Millionen Euro nach Syrien und in die Nachbarländer.
Dramatische Lage der Binnenflüchtlinge in Syrien
Müller, der vor wenigen Monaten in Syrien war, machte auf die dramatische Lage im Süden des Landes aufmerksam, wo nach Angaben lokaler Caritas-Partner bis zu 60.000 Menschen in der Wüste an der Grenze zu Jordanien festsitzen. Die internationale Gemeinschaft dürfe nicht zusehen, wie Menschen verdursten und verhungern. Sie müsse auf eine Öffnung der Grenze für humanitäre Hilfe pochen.
Gegenwärtig seien in Syrien mehr als eine halbe Million Menschen komplett von der Außenwelt und damit von Hilfe abgeschnitten. Weitere 4,5 Millionen Syrer lebten in Regionen, die für Hilfsorganisationen kaum oder gar nicht zugänglich seien, sagte Müller.
Spenden für Nepal
Das Hilfswerk Caritas International hat seinem Jahresbericht zufolge im vergangenen Jahr 21 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe ausgegeben. Der Etat insgesamt war 2015 mit gut 85 Millionen Euro um knapp ein Viertel größer als im Vorjahr, weil sowohl die staatlichen und kirchlichen Zuwendungen als auch die Spenden höher ausfielen. Allein für die humanitäre Hilfe in Nepal nach der Erdbebenkatastrophe im Frühjahr erhielt die Hilfsorganisation rund 10,5 Millionen Euro an Spenden.