Gütersloh (epd). Bis zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele ist es für die Länder der Weltgemeinschaft noch ein weiter Weg. Die Industriestaaten der OECD müssten vor allem in den Bereichen verantwortungsvoller Konsum und internationale Entwicklungszusammenarbeit aufholen, erklärte die Bertelsmann Stiftung am Donnerstag in Gütersloh bei der Vorstellung einer aktuellen Studie. Entwicklungsländer scheiterten hingegen an grundlegenden Entwicklungszielen wie Hungerbekämpfung und Sicherheit. Für die ersten Vergleichsstudie dieser Art seien Daten aus 149 Ländern aufbereitet und verglichen worden.
Schweden und Norwegen weit vorn
Die ersten Plätze im Ländervergleich erhielten kleine wohlhabende europäische Staaten wie Schweden, Norwegen und Dänemark sowie die Schweiz. Am unteren Ende der Skala befänden sich fast ausschließlich afrikanische Entwicklungsländer wie die Zentralafrikanische Republik und Liberia, hieß es. Die Werte für die USA (25. Platz) und China (76. Platz) zeigten, dass auch die großen Volkswirtschaften trotz ihres absoluten Reichtums bei nachhaltiger Entwicklung noch aufholen müssten, erklärte die Stiftung. Insgesamt schnitten die wohlhabenden Industriestaaten jedoch am besten ab.
Deutschland belegt im weltweiten Vergleich den 6. Platz hinter der Schweiz und den skandinavischen Ländern. Mit einem Ergebnis von fast 81 Punkten liege Deutschland laut Index über dem Durchschnittswert der OECD-Länder (73 Punkte). Zusammen mit Großbritannien (10. Platz) komme die Bundesrepublik von den G7-Staaten unter die ersten zehn.
Deutschland in Bekämpfung von Armut erfolgreich
Deutschland und die Industriestaaten insgesamt müssten sich jedoch in den Bereichen internationale Zusammenarbeit, Infrastruktur, Klimaschutz und Artenvielfalt verbessern, hieß es weiter. Außerdem hinke die Bundesrepublik beim Zugang zum mobilen Internet hinterher.
Deutschland sei besonders bei der Armutsbekämpfung erfolgreich, hieß es weiter. Zugleich gebe es jedoch auch einen Trend zu steigender sozialer Ungleichheit, kritisierte die Bertelsmann Stiftung.
Extreme Armut südlich der Sahara
Bei vielen afrikanischen Ländern, besonders südlich der Sahara, sieht die Studie grundlegende Entwicklungsprobleme wie extreme Armut, Gewalt und Mangelernährung. Staatliche Dienstleistungen wie der Zugang zu Bildung, Infrastruktur und die Gesundheitsversorgung gebe es teilweise nur in Ansätzen. Bei südamerikanischen Staaten moniert die Studie ein extremes Niveau der Ungleichheit sowie weit verbreitete Gewalt.
In Südostasien überholen viele Staaten wegen ihrer starken wirtschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre eine Vielzahl afrikanischer und südamerikanischer Schwellen- und Entwicklungsländer. Jedoch müssten vor allem die Gesundheitsstandards und der allgemeine Zugang zu Bildung verbessert werden, hieß es.
Alle müssen "ihre Hausaufgaben erledigen"
Die Staats- und Regierungschefs hätten beim historischen Gipfel im vergangenen Jahr ambitionierte Ziele vorgegeben, erklärte der Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, Aart De Geus. "Nun müssen alle auch ihre Hausaufgaben erledigen, damit wir bis 2030 die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung erreichen."
Die "Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung" war Ende September letzten Jahres auf dem UN-Gipfel in New York verabschiedet worden. Zentrale Ziele sind, weltweit Hunger und extreme Armut zu überwinden sowie den Klimawandel zu bremsen und natürliche Ressourcen zu bewahren. Die 17 Nachhaltigkeitsziele "Sustainable Development Goals" (SDG) sollen bis zum Jahr 2030 erreicht werden.
Der veröffentlichte SDG-Index sei die erste weltweite Vergleichsstudie von Industrie- und Entwicklungsländern zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele, erklärte die Stiftung. Anlass ist ein Treffen von Vertretern der UN-Staaten vom 18. bis 20. Juli in New York, um Fortschritte zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele zu überprüfen.