Die beiden Hauptfiguren sind ein verarmter Landadeliger (Benno Fürmann) und eine Designerin (Ursula Strauss), die ans Krankenbett ihres Vaters gerufen wird: Albert Wolf (Udo Samel) ist Museumswärter in der Österreichischen Galerie Belvedere und hat einen Herzinfarkt erlitten, als während seiner Schicht der berühmte "Kuss" von Gustav Klimt gestohlen wurde. Besitzer des Bildes ist Leopold von Hohensinn (Fürmann), der nun frohlockt, ist er doch überzeugt, dank einer Versicherungssumme von 100 Millionen Euro auf einen Schlag aller Sorgen ledig zu sein. Was niemand ahnt: Wolf ist ein begnadeter Kunstfälscher, das gestohlene Werk ist eine Kopie, das Original hängt bei ihm daheim. Die Versicherung zahlt aber trotzdem nicht. Von Hohensinn, der in seiner Verzweiflung für viel Geld einen zwielichtigen Usbeken (Jevgenij Sitochin) adoptiert hat, hätte ohnehin keinen Cent erhalten. Zum Ausgleich lernt er Wolfs Tochter Isabell (Strauss) kennen, und da sie höchst allergisch auf ihn reagiert, nimmt die Romanze umgehend ihren Lauf.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Die Geschichte ist komplett konstruiert und an vielen Haaren herbeigezogen, aber das macht überhaupt nichts; meistens ist die Handlung derart turbulent, dass etwaige Widersprüchlichkeiten kaum ins Gewicht fallen. Außerdem haben Henning und Brée sie mit so vielen hübschen Details versehen, dass man den Film schon deshalb lieben muss. Großartig ist zum Beispiel Murnbergers Umsetzung der Idee, dass sich Leopold gegenüber Isabell als Kunstdieb ausgibt und in sein eigenes Haus einbricht. Das Finale, als sich das potenzielle Liebespaar im geheimen Wandversteck näher und bei dieser Gelegenheit den finsteren Plänen von Leopolds leutseligem Onkel (Karl Fischer) auf die Schliche kommt, ist gleichfalls geschickt eingefädelt. Die Spielfreude der Hauptdarsteller wischt sowieso alle Einwände hinweg.
Die schönste Rolle im Ensemble hat allerdings Bibiana Zeller als Leopolds demente Mutter, die ein großer Fan von Teleshopping ist. Dass die Familie finanziell etwas indisponiert ist, hängt auch mit der Vielzahl an Fitnessgeräten zusammen, die sie regelmäßig bestellt; die Wienerin die hat mit Abstand die besten Dialogzeilen. Apropos: "Alles Schwindel" ist zwar eine Koproduktion von ORF und Bayerischem Rundfunk, doch die Einheimischen dürfen ein herrlich gschertes Wienerisch reden. Dass man dem Dialekt hierzulande nicht immer folgen kann, ist zwar schade, tut dem Vergnügen aber keinen Abbruch.