Berlin (epd). Die Bundesregierung will in diesem Jahr mehr als drei Milliarden Euro für die Flüchtlingshilfe im Ausland bereitstellen. Das Geld soll für die Bekämpfung von Fluchtursachen, die Stabilisierung von Aufnahmeregionen und die Unterstützung von Flüchtlingen zur Verfügung stehen, sagte Entwicklungsstaatssekretär Friedrich Kitschelt (CDU) am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung des Jahresberichtes der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).
Kitschelt, der auch GIZ-Aufsichtsratsvorsitzender ist, verteidigte zugleich die Etatsteigerung des Entwicklungsministeriums. "Jedes Problem, das wir nicht zu lösen helfen", könne zu einem Problem für Deutschland werden, betonte der Staatssekretär. Mit mehr als 7,4 Milliarden Euro habe der Haushalt seines Ministeriums in diesem Jahr einen historischen Höchststand erreicht.
Bei der bundeseigenen GIZ wurde bereits im vergangenen Geschäftsjahr ein neuer Höchststand erreicht. Das Geschäftsvolumen stieg 2015 um 110 Millionen auf 2,142 Milliarden Euro. Mit 1,7 Milliarden Euro war das Entwicklungsministerium der Hauptauftraggeber. Andere Aufträge kamen von internationalen Institutionen wie der Europäischen Union, den Vereinten Nationen, Regierungen weltweit, Stiftungen und Unternehmen.
Schnelles Einkommen durch Arbeit
Flucht und Migration gehörten neben Klimaprogrammen zu den größten Tätigkeitsfeldern des Unternehmens, sagte GIZ-Vorstandssprecherin Tanja Gönner. Im vergangenen Jahr gab es den Angaben zufolge für die Flüchtlingshilfe Aufträge in Höhe von 179 Millionen Euro. In diesem Jahr seien bereits Aufträge in Höhe von 408 Millionen Euro eingegangen, die bis 2018 umgesetzt werden sollen. Sie sollen unter anderem in Unterkünfte, Jobs und Bildung fließen. Schwerpunkte der Arbeit seien der Südosten der Türkei, der Nordirak, Libanon und Jordanien.
So schafft die GIZ im Auftrag des Entwicklungsministeriums in fast allen Ländern um Syrien - in der Türkei, in Jordanien und im Norden Iraks - etwa 30.000 Jobs durch "gezielte Beschäftigungsmaßnahmen". Darunter sind einfache Tätigkeiten zu verstehen, wie etwa das Anlegen von Abwasserkanälen, das Anpflanzen von Bäumen oder die Abfallentsorgung in Flüchtlingscamps. So erhielten die Menschen schnell verfügbares Einkommen, das letztlich auch deren Familien zugutekomme. Insgesamt profitierten 150.000 Menschen davon.
Als Beispiel für Projekte, die die Aufnahmeregionen stärken sollen, nannte Gönner den Bau von zehn Schulen für insgesamt 70.000 Kinder im Nordirak, wo mehr als zwei Millionen Iraker als Vertriebene leben. In der Türkei wird 4.000 Syrern eine Berufsausbildung ermöglicht.
Perspektiven für Kinder im Fokus
Unter die Rubrik "Fluchtursachen mindern" zählt die Ausbildung von mehr als 1.700 Jugendlichen in Tunesien und die Gründung von Ausbildungszentren etwa für Textilproduktion, Tourismus und Trockenbau. Auch in Afghanistan stehen neben Infrastrukturprojekten zur Bereitstellung von sauberem Trinkwasser für 500.000 Menschen und Strom für 200.000 Menschen die Eröffnung von Schulen und Ausbildungszentren auf dem Plan.
Gönner betonte, es gelte, den Menschen Perspektiven zu geben: "Die Menschen wollen nahe ihrer Heimat bleiben, wo man ihre Sprache spricht, wo ähnliche kulturelle Gegebenheiten herrschen und von wo aus sie schnell in ihre Heimat zurückkehren können." Dafür seien Unterkünfte, Arbeit und Bildung für die Kinder nötig. "Keine Perspektive für ihre Kinder zu haben, lässt Eltern weiter flüchten", unterstrich Gönner.
Für das kommende Jahr erwartet die GIZ-Chefin "als Dienstleisterin für die gesamte Bundesregierung" einen weiteren Anstieg ihres Haushaltes. Die GIZ beschäftigt mehr als 17.300 Menschen in über 130 Staaten. Etwa 70 Prozent der Mitarbeiter sind als "nationales Personal" vor Ort rekrutiert. Außerdem hatte die GIZ im vergangenen Jahr 730 Entwicklungshelfer entsendet.