Reker weist Verantwortung für Silvesternacht-Überfälle zurück
Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hat am Montag im Untersuchungsausschuss zur Kölner Silvesternacht die Verantwortung für die massenhaften Übergriffe zurückgewiesen.

Düsseldorf, Köln (epd). Die Oberbürgermeisterin, die nach einer Messerattacke im Oktober erst am 15. Dezember offiziell in ihr Amt eingeführt wurde, sagte im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss des NRW-Landtags, dass sie im Vorfeld nicht in Sicherheitsplanungen der Stadt eingebunden war. Zudem lägen die Zuständigkeiten auch nicht beim Oberbürgermeister. "Stadtdirektor und Ordnungsamt planen Silvester eigenverantwortlich", sagte Reker.

Infos aus der Presse

Kritik an der Kommunikation mit dem damaligen Polizeipräsidenten Wolfgang Albers in den ersten Tagen nach Silvester äußerte Reker nicht direkt. Aber ihre Antworten verwiesen darauf, dass sie sich rückblickend nicht umfassend genug von ihm informiert fühlte. Von der qualitativen und quantitativen Dimension der Übergriffe habe sie vielmehr aus der Presse erfahren, sagte Reker. "Ich hatte in den ersten Tagen keinen Grund, Herrn Albers zu unterstellen, dass er mich nicht vollständig unterrichtet."

Der Polizeipräsident habe sie in kurzen Telefonaten in den ersten Januartagen etwa über die Zahl von Verdächtigen informiert, nicht aber über weitergehende Vermutungen. Wie auch in der Pressekonferenz am 5. Januar habe Albers ihr geschildert, dass die Menge auf dem Bahnhofsvorplatz bis zur Räumung durch die Polizei überwiegend aus Menschen mit arabischem Erscheinungsbild bestanden habe. Daraus habe aber zu dem Zeitpunkt kein Schluss zu den Tatverdächtigen selbst und auch nicht zu ihrem aufenthaltsrechtlichen Status gezogen werden können, betonte Reker. Informationen zur Herkunft der Beteiligten an Straftaten, die überwiegend erst während oder kurz nach der Räumung des Bahnhofsvorplatzes verübt wurden, habe sie erst eine Woche nach Silvester aus der Presse erhalten.

In der Silvesternacht hatten am Kölner Hauptbahnhof Gruppen junger Männer vor allem aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum zahlreiche Frauen sexuell belästigt und bestohlen. Bei der Staatsanwaltschaft Köln gingen bis Mitte Juni 1.182 Anzeigen ein, davon 497 wegen sexueller Übergriffe.