2.7., ZDF 18.00 Uhr: "Mein Land, Dein Land"
Jeder sechste Bürger dieses Landes hat einen Migrationshintergrund. Viele haben ihr Leben mitten unter den Deutschen eingerichtet. Aber es gibt auch Viertel, die mehrheitlich von einer ethnischen Bevölkerungsgruppe bewohnt werden. Die achtteilige Reportagereihe geht der Frage nach, wie und warum diese Parallelgesellschaften entstanden sind: Suchen die Menschen einen Heimatersatz? Ziehen sie sich in eine eigene Welt zurück, weil sie sich nicht integrieren wollen? Die Serie beginnt mit "Little Hanoi". Das liegt mitten in Berlin, im Stadtteil Lichtenberg; das Dong Xuan Center ist der zentrale Marktplatz für die vietnamesischen Einwanderer. Mehr als 200 Händler bieten hier ihre Waren und Dienstleistungen an. Hinzu kommen Hunderte von vietnamesischen Angestellten und Mitarbeitern. Fast 2.000 Menschen arbeiten in den acht Hallen. Die vietnamesischen Einwanderer sind eine Erfolgsstory im Verborgenen, denn sie gelten als verschlossen und geben wenig über sich preis. Der Film stellt einige von ihnen vor, darunter Nguyen Thanh Luan, Kung-Fu-Meister und Inhaber der erfolgreichsten Kung-Fu-Schule in Berlin, sowie Sozialarbeiterin Thuy Tran, die sich um diejenigen kümmert, die dem Erfolgsdruck nicht gewachsen sind. Der Film ist eine Reise in eine andere Welt, die direkt vor unserer Haustür liegt.
3.7., ARD, 18.00 Uhr: "Gott und die Welt: Räubergeschichten"
Marco Giacopuzzi porträtiert zwei Männer, deren Traum vom schnellen Geld zerplatzte: Ein ehemaliger NVA-Soldat hat ab Januar 1998 erfolgreich 27 Banken überfallen; mit der Beute wollte er die hohen Schulden tilgen, die er sich durch Immobiliengeschäfte mit kriminellen Geschäftspartnern selber eingebrockt hatte. Beim 28. Überfall wurde er geschnappt. Weil er anfangs eine rote Maske trug und immer höflich zu seinen Opfern war, nannten die Ermittler ihn "Rotkäppchen". Er wurde zu elf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Heute ist er ein freier Mann, der sich durch Gelegenheitsjobs über Wasser hält und eine Pilgerreise nach Jerusalem plant. Beim zweiten Räuber währte das Glück mit dem schnellen Geld aus einem Sparkassenüberfall vor knapp dreißig Jahren gerade mal 20 Minuten, dann wurde er verhaftet. Heute ist der Mann 52 und lebt in einer kleinen Wohnung zusammen mit Katze, Papagei und Kanarienvogel. Giacopuzzi will wissen, was sich die beiden Männer bei ihren Raubzügen gedacht haben und wie sie ihre Taten heute bewerten.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
3.7., Arte, 11.50 Uhr: "Die Suche nach dem Selbst"
Friedrich Nietzsche hat in der Moderne den Faden der antiken Lebenskunst aufgenommen und erinnert seine Leser an die philosophische Übung der Selbsterkenntnis. "Sei du selbst" ist der Kernsatz seiner Lebenskunst. Sich selbst erkennen ist für Nietzsche eine philosophische Praxis mit dem Ziel, authentischer zu leben. Die erste Folge der dreiteiligen Dokumentationsreihe "Die Suche nach dem Selbst" zeigt Menschen, die versuchen, diese Praxis in ihrem Leben zu verwirklichen. Sie verbinden ihre Suche nach dem Selbst mit Techniken aus anderen Kulturen. Der Kriminalbeamte Jörg Buneru und die Philosophin und Konzeptkünstlerin Adrian Piper praktizieren Yoga. Der Ethnologe Wolf-Dieter Storl hat seine Erfahrungen mit dem Schamanismus gemacht. Die indischen Selbsttechniken ähneln denen der antiken Philosophie. Auf jeweils verschiedene Weise machen diese Menschen aus ihrem Leben ein Kunstwerk. Auch die Dichterin, Philosophin und Malerin Etel Adnan folgt in ihrem Leben und Werk dieser Spur Nietzsches. Die weise Frau und Lehrerin von Sokrates, Diotima (gespielt von Sophie Rois), kommentiert Nietzsches Lebenskunst. Die weiteren Folgen zeigt Arte an den kommenden Sonntagen.
4.7., ARD, 23.00 Uhr: "Die Story im Ersten: Papa, Papi, Kind - Gleiches Recht für Homo-Ehen?"
Rund 40.000 homosexuelle Paare haben in Deutschland den Bund fürs Leben geschlossen und sind eine "eingetragene Lebenspartnerschaft" eingegangen. Mit diesem sperrigen Wort versucht der Gesetzgeber, den Begriff "Ehe" für Lesben und Schwule zu vermeiden. Die von Anfang an umstrittene "Homo-Ehe" soll eine Art "Ehe light" bleiben, denn lesbischen und schwulen Paaren soll es nicht erlaubt sein, Kinder zu adoptieren. Obwohl das Bundesverfassungsgericht die "Homo-Ehe" der "Hetero-Ehe" in vielen Punkten nach und nach gleichgestellt hat, ist die Bundesregierung nicht bereit, auch die restlichen Punkte der Diskriminierung zu beseitigen. Peter Gerhardt und Marco Giacopuzzi überprüfen die Gründe für die Ablehnung und zeigen, welche Auswege schwule und lesbische Paare finden. Ein männliches Paar aus Frankfurt (Main) zum Beispiel, Chris und Francisco, lässt nichts unversucht, um sich seinen Kinderwunsch trotzdem zu erfüllen. Franciscos Schwester wird nun als Leihmutter in Brasilien ein Kind für die beiden austragen. Dort ist das gesetzlich erlaubt. Was aber werden sie ihrem Kind einst über seine genetische Mutter sagen können? Die Eizellspenderin bleibt unbekannt. Auch Christoph und Udo in Bergisch Gladbach stehen vor dieser Frage. Die Adoption blieb ihnen verwehrt, vergeblich bemühten sie sich um ein Pflegekind, am Ende bekamen auch sie ihre zwei Töchter über Leihmutterschaft. Luca aus Berlin kennt viele Vorurteile, mit denen Kinder wie er konfrontiert werden. Angeblich fehlt ihm der Vater als Identifikationsfigur. Er ist 15. Seine leibliche Mutter lebt mit einer Frau zusammen. Luca erzählt offen, wie das ist mit zwei Müttern. Die drei Regenbogenfamilien gewähren einen offenen Einblick in ihren Alltag.
4.7., ARD, 23.45 Uhr: "Geschichte im Ersten: Die Flakhelfer"
200.000 Oberschüler sind ab 1943 als Flakhelfer der Luftwaffe und Marine rekrutiert worden, unter ihnen auch Wolfgang Altenburg, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr. In diesem Film von Heinrich Billstein erinnert er sich an die Bomben auf Helgoland, die fast ausschließlich junge Flakhelfer getroffen haben; ein Erlebnis, dass Altenburg sein ganzes Leben mit sich herumgetragen hat. Direkt von der Schulbank wurden die 15 und 16 Jahre alten Jungen eingezogen. Sie sollten die Flugabwehr-Soldaten ersetzen, die an der Front dringend gebraucht wurden. Klassenweise marschierten die Schüler in die Flugabwehrstellungen der Luftwaffe und Marine. Am Ende des Krieges mussten auch junge Frauen und Lehrlinge zur "Flak". Billstein erzählt die Geschichte dieser Generation. Die Dokumentation lässt vor allem die ehemaligen Flakhelfer zu Wort kommen: Männer, die heute die letzten lebenden Teilnehmer des Krieges sind. Sie erzählen von ihren Erlebnissen, ihrem Alltag und den Ängsten im Bombenkrieg. Wie sie neben den Kanonen der deutschen Luftabwehr auch noch Schulunterricht hatten, Klassenarbeiten schrieben und Lateinvokabeln paukten. Über ihren Dienst in den Flakstellungen vor Bremen, ihren Einsatz in Mittel- und Süddeutschland, auf Helgoland und sogar in Auschwitz. Drei komplette Oberschüler-Jahrgänge waren von 1943 bis 1945 als Schülersoldaten im Einsatz. Die Geschichte der jungen Flakhelfer ist dennoch keine Geschichte einer verlorenen Generation: Viele, die heil aus dem Krieg zurückkehrten, holten ihr Abitur nach, oft auf derselben Schulbank, von der aus sie in den Krieg ziehen mussten. Ernüchtert vom Nationalsozialismus, desillusioniert und skeptisch bauten sie erfolgreich die Bundesrepublik auf; nicht wenige haben in führenden Positionen das neue Nachkriegs-Deutschland mitgeprägt.
4.7., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "Ivans Fußballtalente"
Der Film porträtiert Ivan Knezovic, Deutschlands einzigen Spielerberater für Flüchtlinge. Er fahndet bundesweit nach den besten Kickern unter ihnen. Er ist immer auf Achse und hängt ständig am Telefon, denn er wittert für sein Geschäft das ganz große Geld - und hofft darauf, den neuen Messi oder Götze zu entdecken. Der Kroate flüchtete vor über 20 Jahren selber vor dem Jugoslawien-Krieg, deshalb kennt er die Ängste und Hoffnungen der jungen Männer, die nach Deutschland gekommen sind. Knezovic will sie nicht nur für den Fußball fit machen, sondern auch für das Leben in Deutschland und Europa. Sein letzter Erfolg heißt Mohammad Jaddou. Er war Kapitän der syrischen U 17 Nationalmannschaft und sollte seine Elf eigentlich im vergangenen Winter bei der Weltmeisterschaft aufs Feld führen. Doch der Bürgerkrieg brachte ihn nach Deutschland, wo Knezovic ihn unter die Fittiche nahm. Mittlerweile spielt er im Nachwuchsteam eines Bundesligaclubs und hofft wie Ivan auf die ganz große Fußballkarriere.
5.7., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: 22qm Deutschland"
Sie gelten als Abschaum, die Bewohner des Kieler Hauses in der Hamburger Chaussee 63. Hier ziehen die meisten ein, weil die Alternative Obdachlosigkeit wäre. Für ihre Reportage hat Nathalie Suthor über ein halbes Jahr lang den Hausmeister und mehrere Bewohner des sogenannten "Bullenklosters" begleitet, um herauszufinden: Wer sind diese Menschen, die in insgesamt 266 Einzimmerwohnungen à 22 Quadratmeter hausen? Einige stellt sie vor, darunter einen Mann, der wenige Monate zuvor noch in einer Zweizimmerwohnung in Hamburg lebte. Er hatte ein finanziell sorgenfreies Dasein, doch dann erlitt er ein Burnout, beschloss, in seine Heimat Kiel zurückzukehren und landete in dem Wohnsilo. Er war am Tiefpunkt seines bisherigen Lebens angekommen. Eine Frau floh vor einigen Jahren vor ihrem gewalttätigen Ehemann ins "Bullenkloster". Bis dahin hatte sie mit ihrer Familie in einem Haus in einem Kieler Vorort gelebt. Beide Söhne haben den Kontakt abgebrochen, auch, weil sie sich für den neuen Wohnort ihrer Mutter schämen. Der Hausmeister versucht seit gut zehn Jahren, Ordnung in das Haus zu bringen und greift ein, wenn seiner Meinung nach die Behörden versagen. Die Tür zu seinem Büro steht den ganzen Tag offen, er kennt jeden Bewohner persönlich. Er ist nicht nur der Hausmeister, sondern auch Psychologe und Sozialarbeiter.
5.7., Arte, 20.15 Uhr: "Aufrüstung, Abschreckung, Angst - Wie gefährlich ist der neue Ost-West-Konflikt?"
Ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des Kalten Krieges ergeben die Beziehungen zwischen Ost und West ein düsteres Bild. Russland und Nato steigern ihre Militärausgaben. Auch Deutschland erhöht 2016 zum ersten Mal seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion den Verteidigungsetat. Aufrüstung und Abschreckung, das Konzept aus der Zeit des Kalten Krieges, sind zurück. Wie gefährlich ist diese Eskalation in den Beziehungen zwischen Ost und West? Im Rahmen eines Themenabends sucht Arte nach Antworten, zum Auftakt in Russland und der Ukraine, in Polen und im Baltikum. Hochrangige Politiker, Militärs und Experten aus Ost und West beziehen in der Dokumentation Stellung und geben ihre Einschätzung zu der Frage ab, wie explosiv der neue Ost-West-Konflikt ist, der längst als Propagandakrieg in den digitalen Medien tobt.
5.7., Arte, 21.10 Uhr: "Stippvisite Balkan - Europas vergessener Patient"
Reporter Danko Handrick reist durch die Länder des ehemaligen Jugoslawiens und zeigt, wie der Einfluss der großen Weltmächte im Alltag der Menschen ankommt. Er geht der Frage nach, warum in Serbien Putin beliebter ist als Angela Merkel, oder auch, warum der Konflikt zwischen den unterschiedlichen Ethnien in Bosnien-Herzegowina noch immer nicht gelöst ist; stattdessen nimmt er auch in der jungen Generation weiter zu. Die drei kleinsten Staaten der Region - Montenegro, Kosovo und Mazedonien - sind gleichzeitig die größten Sorgenkinder. So spaltet die geplante Aufnahme von Montenegro in die Nato die Gesellschaft, denn die guten Beziehungen zu Russland werden hier traditionell gepflegt. Im Kosovo drängt sich die Frage auf, warum der Einfluss des radikalen Islamismus so stark ist, dass er den gemäßigten Islam der Region immer mehr verdrängt. Explosiv ist die Lage in Mazedonien. Dort gibt es immer wieder gewalttätige Demonstrationen gegen die Regierung. Die Dokumentation ist eine Reise durch eine oft vergessene Region im Fadenkreuz massiver geopolitischer Interessen.
7.7., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "Menschen hautnah: Gestohlene Kindheit"
Sascha Buzmann ist neun Jahre alt, als er im Januar 1986 in Wiesbaden entführt wird. Drei Monate lang hält ihn sein Peiniger gewaltsam in einem heruntergekommenen Bauwagen fest. Drei Monate, in denen er fast täglich sexuell missbraucht wird. Seine Familie hat die Hoffnung schon fast aufgegeben, Sascha jemals lebendig wiederzusehen, als die Polizei den Jungen durch Zufall aufspürt. Nach seiner Rettung schilderte er, wie es ihm gelang, die Hoffnung nicht zu verlieren. Mit neun Jahren beginnt das zweite Leben von Sascha Buzmann, in dem er sich mit dem Erlebten auseinandersetzen muss - bis zum heutigen Tag. Der Film erzählt die Entführung in Rückblenden und begleitet Sascha Buzmann noch einmal an den Ort, an dem er 86 Tage lang gefangen war. Wie ging es nach der Entführung weiter? Wie gingen seine Familie, seine Freunde mit ihm und seiner Geschichte um? In Gesprächen mit Sascha und denen, die ihm nahe stehen, entsteht das Portrait eines Menschen, dessen traumatische Erlebnisse seinen weiteren Lebensweg bestimmen. Behutsam nähert sich der Film den Fragen an, mit denen sich Sascha Buzmann immer wieder konfrontiert sieht: Wie konnte er als neunjähriger Junge eine solche Situation verarbeiten? Und wie lässt es sich mit einer solchen Belastung weiterleben?