Rom (epd). Papst Franziskus und sein zurückgetretener Vorgänger Benedikt XVI. haben bei der Feier des 65. Priesterjubiläums von Benedikt ihre Verbundenheit demonstriert. Franziskus sagte am Dienstag im Vatikan an seinen Vorgänger gewandt: "Sie dienen weiter der Kirche und hören nicht auf, wahrlich mit Kraft und Weisheit zu ihrem Wachstum beizutragen."
Das Kloster Mater Ecclesiae, in dem Benedikt im Vatikan lebt, sei keiner der von der Welt vergessenen Orte, an die heute im Geist der "Wegwerfkultur" Menschen verbannt würden, deren Kräfte schwinden: "Es ist das genaue Gegenteil!" Abweichend vom Redetext dankte Franziskus bei der Feier im Apostolischen Palast seinem 89-jährigen Vorgänger überdies für seinen "gesunden und fröhlichen Humor".
Weitgehend zurückgezogen
Der sichtlich erfreute Benedikt dankte in einer frei gehaltenen Rede für die Güte, die Franziskus ihm seit dem Tag der Wahl zum Papst vor drei Jahren gezeigt habe. "Ich fühle mich geschützt", sagte er unter Hinweis auf das Kloster in den Vatikanischen Gärten, in dem er seit seinem Rücktritt von der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen lebt. Gemeinsame öffentliche Auftritte des ehemaligen Kirchenoberhauptes mit seinem Nachfolger sind selten. Benedikt äußerte in Anwesenheit zahlreicher Kurienkardinäle die Hoffnung, dass Franziskus weiterhin "gemeinsam mit uns allen voranschreiten kann, um den Weg zu Jesus, zu Gott aufzuzeigen".
Der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, sprach den Jubilar bei der Feier mit den Worten "Lieber emeritierter Papst" an. Er würdigte Benedikts freudige Hingabe an und sein Vertrauen auf die göttliche Vorsehung. Müller, der die Gesamtausgabe der Schriften von Benedikt herausgibt, überreichte diesem einen anlässlich seines Priesterjubiläums erschienenen Band mit dem Titel "Die Liebe Gottes Lehren und Lernen".
Joseph Ratzinger war am 29. Juni 1951 gemeinsam mit seinem Bruder Georg im Freisinger Mariendom zum Priester geweiht worden. Eine Delegation aus seiner bayerischen Heimat will Benedikt am Mittwoch, dem eigentlichen Jahrestag, mit Gebirgsschützen, einer Blaskapelle und Trachtlern Glückwünsche überbringen.