Amadeu Antonio Stiftung beklagt neue Dimension des Hasses im Netz
Das Internet ist laut einer Studie ein "Durchlauferhitzer für Hass und Radikalisierung".

Berlin (epd). Zu diesem Ergebnis kommt die Amadeu Antonio Stiftung in ihrem "Monitoringbericht zu rechtsextremen und menschenverachtenden Phänomenen im Social Web für 2015/2016", den sie am Dienstag in Berlin vorstellte. "Der Bericht legt offen, dass sich die Hetze in den sozialen Medien weiter zuspitzt", sagte die Stiftungsvorsitzende Anetta Kahane.

Die Dimensionen des Hasses reichten von rassistischer Hetze und Jubel über Anschläge auf Flüchtlinge bis hin zur Hetze gegen ehrenamtliche Flüchtlingshelfer, Journalisten und Politik. Vor rechtsextremen Straftaten stünden immer auch Worte, und diese zunehmend in sozialen Netzwerken, sagte Kahane.

Besonders auf Facebook

"Im Social Web beobachten wir zudem die Bildung einer gefährlichen Querfront aus unterschiedlichsten politischen Spektren, die aber zunehmend einen gemeinsamen Nenner im Hass gegen das System finden", fügte sie hinzu. Dem Bericht zufolge hat sich im vergangenen Jahr und in der ersten Hälfte 2016 die rassistische Hetze gegen Flüchtlinge weiter bis in die bürgerliche Mitte hinein verfestigt. Im Netz kursiere eine Flut an Gerüchten und Falschmeldungen über Geflüchtete und Asylsuchende.

Besonders auf Facebook beobachtete der Monitoring-Experte der Amadeu Antonio Stiftung, Johannes Baldauf, eine deutlich steigende Zahl von beobachtungswürdigen Seiten. "Gerade Jugendlichen fällt es dabei häufig sehr schwer, die Wahrheit von Lügen und rechter Propaganda zu unterscheiden", sagte Baldauf. Die Stiftung empfiehlt daher als schulische Prävention nicht nur die Förderung der Medienkompetenz, sondern auch eine Verbesserung der Informationskompetenz von Jugendlichen.

Die oftmals rechtsextremen Seiten gäben sich immer häufiger einen bürgerlichen Anstrich. Die Stiftung vermutet hinter vielen der aktuell über 300 "Nein zum Heim"-Seiten in der Bundesrepublik aber Menschen aus dem Umfeld der rechtsextremen NPD. Auffallend sei, dass fast überall, wo es Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte gab, auch stets eine "Nein zum Heim"-Gruppe existiere.