Berlin (epd). Die Zahl der Betroffenen und Gefährdeten steige hierzulande drastisch an, teilte die Menschenrechtsorganisation "Terre des Femmes" am Montag in Berlin mit.
Derzeit gebe es über 48.000 von Genitalverstümmelung betroffene Frauen sowie mehr als 9.300 gefährdete Mädchen in der Bundesrepublik. Im Vergleich zu 2014 sei das ein Anstieg um 37 Prozent bei den Betroffenen und um 57 Prozent bei den Gefährdeten, rechnete "Terre des Femmes" vor. Zurückzuführen sei das vor allem auf verstärkte Migration aus Ländern wie Eritrea oder Somalia, wo weibliche Genitalverstümmelung besonders häufig vorkomme. In Eritrea seien 89 Prozent aller Frauen davon betroffen, in Somalia 98 Prozent.
Aufklärungsarbeit leisten
Weibliche Genitalverstümmelung sei eine schwere Menschenrechtsverletzung mit lebenslanger Auswirkung. Umso wichtiger sei die Aufklärungsarbeit auch in Deutschland, hieß es. Mit der Schulung von Multiplikatoren und Multiplikatorinnen zu sozialen, gesundheitlichen, kulturellen, religiösen und rechtlichen Dimensionen von weiblicher Genitalverstümmelung versuche "Terre des Femmes" die afrikanischen Gemeinschaften hierzulande für das Thema zu sensibilisieren.
"Traditionelle Praktiken wie weibliche Genitalverstümmelung sind ein Tabu in unserer Gesellschaft, auch in den afrikanischen Communities hier in Deutschland", betonte die Aktivistin und Musikerin Fatou Mandiang Diatta ("Sister Fa"). Sie fügte hinzu: "Wenn wir nun den verstärkten Zuzug aus praktizierenden Ländern betrachten, ist es umso wichtiger, in genau diese Communities zu gehen und dort Aufklärungsarbeit zu leisten."