UN: "Islamischer Staat" verübt Völkermord an Jesiden
Die Terrormiliz "Islamischer Staat" verübt laut einer UN-Kommission derzeit einen Völkermord an der Volksgruppe der Jesiden.

Genf (epd). Angehörige der ethnisch-religiösen Minderheit seien im Irak und in Syrien unvorstellbaren Horrortaten zum Opfer gefallen, teilte die UN-Untersuchungskommission für Syrien am Donnerstag in Genf mit. Die Verbrechen dauerten an. Die Kommission verlangte, dass die Täter für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden.

Der "Islamische Staat" habe die Absicht, die Jesiden zu vernichten, erklärten die Experten. Die Liste der Kriegsverbrechen und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit reicht laut der Kommission von Folter und Menschenhandel über sexuelle Sklaverei bis zu wahllosen Morden. Zudem zwinge der "Islamische Staat" Jesiden, zum Islam zu konvertieren. Die Verbrechen begannen den Angaben nach 2014.

Tausende Jesiden vermisst

Die sunnitischen Terroristen hätten jesidische Familien auseinandergerissen und jesidische Kinder verschleppt, hieß es weiter. Entführte Jungen seien indoktriniert worden, um sie dann als Krieger für den Dschihad zu missbrauchen. Tausende jesidische Männer und Jungen würden vermisst. Der "Islamische Staat" habe schätzungsweise mehr als 3.200 Kinder und Frauen in seiner Gewalt, die meisten davon in den Gebieten, die die Terroristen in Syrien beherrschen.

Die Untersuchungskommission unter dem Vorsitz des brasilianischen Diplomaten Paulo Sérgio Pinheiro verlangte vom UN-Sicherheitsrat, den Fall der Verbrechen an den Jesiden an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu überweisen. Als weitere juristische Möglichkeit nennt die Kommission die Errichtung eines Ad-Hoc-Tribunals, das die kriminellen Taten sühnen soll.

Die Kommission stützt ihren Bericht auf Interviews mit 45 Überlebenden, religiösen Führungspersönlichkeiten, Juristen und Medizinern. Die Ermittler arbeiten im Auftrag des UN-Menschenrechtsrates. Der "Islamische Staat" eroberte weite Teile der Konfliktländer Irak und Syrien und errichtete dort eine Schreckensherrschaft.