Hauchdünner Sieg: Kuczynski ist neu gewählter Präsident Perus
Auch wenn noch strittige Stimmen geprüft werden, dürfte sich am Ausgang der Wahl in Peru nichts mehr ändern. Mit dem Ex-Manager PPK als Staatschef rückt das Land politisch nach rechts.

Lima, Quito (epd). Es ist das knappste Wahlergebnis seit Jahrzehnten: In Peru hat der Ökonom Pedro Pablo Kuczynski die Stichwahl um die Präsidentschaft nach einem tagelangen Kopf-an-Kopf-Rennen mit einer hauchdünnen Mehrheit für sich entschieden. Der Sohn deutsch-französischer Einwanderer rief in einer kurzen Rede zur Einheit auf und bot seiner unterlegenen Gegnerin Keiko Fujimori den Dialog an.

Fujimori könnte das Ergebnis anfechten

"Danke Peru. Es ist Zeit, gemeinsam an der Zukunft unseres Landes zu arbeiten", schrieb der 77-Jährige am Freitag auf Twitter. Weil das Ergebnis so knapp ausfiel, werden etwa 10.000 strittige Voten noch geprüft, wie die Wahlbehörde mitteilte. Eine Änderung des Wahlausgangs gilt aber als unwahrscheinlich. Auch könnte Fujimori das Ergebnis anfechten.

Nach Angaben der Wahlbehörde setzte sich Kuczynski, der in Peru nur PPK genannt wird, mit 50,12 Prozent der Stimmen knapp gegen Fujimori durch. Laut vorläufigem Endergebnis lag der ehemalige Weltbanker nur rund 41.000 Stimmen vor der Rechtspopulistin. Seine Konkurrentin, die Tochter des autoritären Ex-Präsidenten Alberto Fujimori, kam am Sonntag demnach auf 49,88 Prozent.

Kuczynski tritt die Nachfolge des scheidenden Präsidenten Ollanta Humala an und wird am 28. Juli in sein Amt eingeführt. Damit rückt Peru wieder weiter nach rechts.

Kuczynski muss Allianzen schmieden

Vertreter von Fujimoris Partei "Fuerza Popular" (Volkskraft) wollten das Ergebnis laut Medienberichten vorerst nicht anerkennen und stellten klar, dass der Oberste Wahlgerichtshof das letzte Wort habe. Der Chef der Wahlbehörde, Mariano Cucho, wies laut einem Bericht der Zeitung "El Comercio" jegliche Vorwürfe einer Parteinahme zurück. Mehrere Abgeordnete forderten "Fuerza Popular" auf, das Wahlergebnis anzuerkennen.

Keiko Fujimori selbst äußerte sich zunächst nicht. Für die 41-Jährige ist es die zweite Niederlage in Folge. Bereits 2011 unterlag sie in der Stichwahl dem amtierenden Präsidenten Humala. Kuczynski hatte im Wahlkampfendspurt stark aufgeholt und profitierte dabei von der Anti-Fujimori-Bewegung, die mit der Rechtspopulistin eine Rückkehr zur Law-and-order-Politik ihres Vaters befürchtete. Alberto Fujimori, der von 1990 bis 2000 Präsident war, sitzt wegen Menschenrechtsverbrechen und Korruption im Gefängnis.

Der künftige Präsident und seine Regierung stehen einem Kongress gegenüber, der von Fujimoris Partei dominiert wird. "Fuerza Popular" stellt mit 73 von 130 Sitzen die absolute Mehrheit. Kuczynski kommt mit seiner Partei "Peruanos Por el Kambio" (Peruaner für den Wandel) nur auf 18 Mandate und wird darauf angewiesen sein, Allianzen zu schmieden.

Marktliberal und unternehmerfreundlich

Kuczynski war unter der Regierung von Alejandro Toledo Wirtschaftsminister und später Ministerpräsident. Er gilt als marktliberal und unternehmerfreundlich und setzt auch künftig auf den Bergbau, der in Peru rund 60 Prozent der Exporte ausmacht. Gleichzeitig hat er den betroffenen Gemeinden eine Basisversorgung mit Strom und Wasser versprochen und will die Trinkwasserversorgung ausbauen.

Wirtschaftlich steht der Andenstaat im Vergleich zu anderen südamerikanischen Ländern gut da. Die Wirtschaft wächst um rund drei Prozent. Allerdings arbeiten mehr als 70 Prozent der erwerbstätigen Frauen und Männer ohne feste Arbeitsverträge und Sozialversicherungen im informellen Sektor.