Lima, Quito (epd). Bei der Stichwahl um die Präsidentschaft in Peru scheint ein Sieg von Pedro Pablo Kuczynski sicher: Nach Auszählung von 99,6 Prozent der Stimmen lag der 77-jährige Ökonom am Donnerstagmorgen (Ortszeit) mit 50,11 Prozent vor seiner Konkurrentin Keiko Fujimori mit 49,89 Prozent. Sein Vorsprung ist denkbar knapp: Der ehemalige Weltbanker lag nur rund 39.200 Stimmen vor der Tochter des autoritären Ex-Präsidenten Alberto Fujimori.
Auch ohne offizielles Endergebnis gingen Experten in Peru am Donnerstag übereinstimmend davon aus, dass sein Vorsprung nicht mehr einzuholen war. Die Zeitung "La República" titelte auf ihrer Internetseite nach Kuczynskis Initialen: "PPK hat gewonnen".
Vier Tage wurde ausgezählt
Das Ergebnis fiel so knapp aus, dass vier Tage ausgezählt wurde und die Stimmen aus den abgelegenen Regionen Perus und aus dem Ausland entscheidend waren. Die letzten Stimmen aus der Konfliktregion Vraem würden zur Stunde ausgezählt, teilte die Wahlbehörde am Morgen mit.
Kuczynski, der in Peru kurz PPK genannt wird, äußerte sich zunächst nicht. Vertreter seiner Partei "Peruanos Por el Kambio" (Peruaner für den Wandel) zeigten sich am Mittwoch bereits siegessicher. "Pedro Pablo Kuczynski ist unser Präsident", sagte Mercedes Aráoz, die Vizepräsidentschaftskandidatin.
Die Rechtspopulistin Fujimori hatte eine Stellungnahme in den vergangenen Tagen ebenfalls vermieden. Abgeordnete ihrer Partei "Fuerza Popular" (Volkskraft) hatten sich optimistisch geäußert, dass die 41-Jährige das Ergebnis doch noch drehen könne. Es wäre ungerecht, wenn Fujimori nicht als Präsidentin aus der Stichwahl vom Sonntag hervorgehen würde, sagte Luisa María Cuculiza, eine Abgeordnete der Partei "Fuerza Popular". Anhänger beider Parteien hatten vor der Wahlbehörde Nachtwache gehalten und eine schnellere Auszählung gefordert.
Wahlbeobachter: Auszählung geregelt abgelaufen
Insgesamt blieb es nach Einschätzung von Wahlbeobachtern bisher weitgehend ruhig. Es gebe keinen Grund an der Arbeit der Wahlbehörden zu zweifeln, sagte Renate Weber, Chefin des EU-Beobachterteams, am Mittwoch. Die Auszählung sei normal und geregelt abgelaufen, betonte auch die peruanische Organisation "Transparencia", die sich für eine Stärkung der Demokratie einsetzt.
Der ehemalige Wirtschaftsminister Kuczynski führte seit der Veröffentlichung der ersten Ergebnisse am Sonntag mit knappem Vorsprung. Konkurrentin Fujimori hatte den ersten Wahlgang im April mit 40 Prozent der Stimmen deutlich gewonnen und war als Favoritin in die Stichwahl gegangen. Kuczynski hatte damals rund 21 Prozent erreicht. Im Wahlkampfendspurt holte er stark auf und profitierte dabei von der Anti-Fujimori-Bewegung, die mit der Rechtspopulistin eine Rückkehr zur Law-and-order-Politik ihres Vaters befürchtete. Alberto Fujimori, der von 1990 bis 2000 regierte, sitzt wegen Menschenrechtsverbrechen und Korruption im Gefängnis.
Das neue Staatsoberhaupt tritt sein Amt am 28. Juli an. Im Kongress hat die Partei von Keiko Fujimori eine absolute Mehrheit von 73 der 130 Sitze. Kuczynskis Partei "Peruanos Por el Kambio" kommt auf 18 Mandate.