Weitere Festnahme nach Anschlag auf Sikh-Tempel
Bei einem Bombenanschlag auf einen Sikh-Tempel in Essen wurden im April drei Männer verletzt, einer von ihnen schwer. Knapp zwei Monate später hat die Polizei einen weiteren Verdächtigen festgenommen.

Essen (epd). Nach dem Anschlag auf den Sikh-Tempel in Essen Mitte April hat die Polizei einen weiteren Jugendlichen festgenommen. Der 17-Jährige aus Gelsenkirchen soll zusammen mit den anderen bereits inhaftierten Tatverdächtigen Anfang des Jahres an der Sprengung einer selbst gebauten Bombe teilgenommen und den geplanten Anschlag verherrlicht haben, wie die Staatsanwaltschaft Essen am Mittwoch mitteilte. Außerdem gehörte der türkischstämmige Deutsche den Angaben zufolge der gleichen Chatgruppe an, in der sich junge Männer unter anderem über radikalislamische Inhalte austauschten.

Wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr wurde der Jugendliche in Untersuchungshaft genommen. Gegen ihn wird unter anderem wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat ermittelt. Der Gelsenkirchener musste sich laut Staatsanwaltschaft erst vor wenigen Wochen vor dem Jugendrichter verantworten. Dabei ging es um die Verbreitung von gewaltverherrlichender IS-Propaganda während einer Jugendfreizeit.

17-Jähriger war in Präventionsprogramm "Wegweiser"

Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministers Ralf Jäger (SPD) war der 17-Jährige seit April 2014 im NRW-Präventionsprogramm "Wegweiser" gegen gewaltbereiten Salafismus. Eine hundertprozentige Erfolgsquote dieser Präventionsarbeit gebe es nicht, räumte Jäger ein. Es gelinge, manche "verhetzte Menschen" zurückzuholen oder andere erst gar nicht so weit abrutschen zu lassen. "Und doch entgleiten uns manche am Ende noch." Dennoch sei Prävention alternativlos und müsse ausgebaut werden, betonte der Minister.

Bei dem Bombenanschlag auf den Sikh-Tempel waren drei Männer verletzt worden, einer von ihnen schwer. Drei Tatverdächtige - zwei 16-Jährige und ein 17-Jähriger - sitzen in Untersuchungshaft. Ein 20-jähriger Münsteraner, der sich wegen anderer Delikte bereits seit März in Untersuchungshaft befindet, soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft Münster Kontakte zu der Gruppe gehabt haben und an der Vorbereitung des Anschlags und einer "Probesprengung" beteiligt gewesen sein.