Neue Orgel und Gemeinde in Peru
Foto: Karsten Leckebusch
Zum ersten Orgelspiel war die Christuskirche voll.
Eine Orgel für Lima
Hierzulande gehört das Spiel einer Orgel fast so selbstverständlich zu einem Gottesdienst wie Predigt oder Vaterunser. In Peru ist das anders. Die deutschsprachige Evangelisch-lutherische Gemeinde in der Hauptstadt Lima hat sich ein neues Instrument angeschafft – es war der erste Orgelneubau in dem südamerikanischen Land seit mehr als 50 Jahren.

Die deutschsprachige Gemeinde besteht seit mehr als hundert Jahren. Sie engagiert sich sozial, etwa mit einer Tagesstätte für Kinder in einem Armenviertel Limas. Schon in den 50er Jahren erwarb die Gemeinde ein Grundstück, um darauf eine Kirche zu bauen. Aus der einstigen Randlage wurde schließlich eine Adresse mitten im Finanzdistrikt der Metropole – weit entfernt von den Wohnorten der Mitglieder und ihrer Familien, insgesamt sind 400 bis 500 Personen der Gemeinde verbunden. So machten sich die Protestanten vor acht Jahren auf die Suche nach einem neuen Ort, wurde fündig und baute ein neues Zentrum für ihre Aktivitäten. Vor einem Jahr wurden die Christuskirche und die angrenzenden Gebäude bezogen. Bezahlt wurde der Neubau aus dem Erlös des alten Grundstücks und Spenden. Die Gemeinde erhält keine Kirchensteuer und muss ihre Arbeit aus eigener Kraft finanzieren.

Organist Thorsten Mäder genießt das Spielen auf dem neuen Instrument.

Um zusätzliche Einnahmen zu haben, will die Gemeinde ihr Zentrum künftig für Kongresse und Tagungen öffnen. Und auch die Kultur soll einen Ort bekommen – insbesondere die Musik. Dafür steht als letzter Stein des Neubaus die neue Orgel. Die Gemeinde hat eine Vereinbarung mit dem Conservatorio Nacional de Musica (CNM) geschlossen. Man will zusammenarbeiten bei der Organisation von Konzerten und Kursen, der Ausbildung von Organisten. Unterstützung kommt auch von den Botschaften Deutschlands und Österreichs.

 

"Wir haben dem Land viel zu verdanken", sagt der Gemeindepfarrer, Pastor Christoph Fasse. "Das wollen wir zum Ausdruck bringen und gleichzeitig eine Brücke zurück schlagen in die peruanische Kultur." Denn die Orgel ist Ausdruck europäischer christlicher Identität, zu der sich die Gemeinde bekennt. "Wir begreifen uns als lutherisch, obwohl wir natürlich nicht nur Lutheraner als Mitglieder haben", sagt Fasse. Dies geschehe vielmehr wegen der Pfingstkirchen, die auch in dem Andenland starken Zulauf haben. "Mit denen werden wir gern in einen Topf geworfen", berichtet der Pastor. "Wir möchten aber auch ein zuverlässiger Gesprächspartner sein und langfristige ökumenische Bindungen aufbauen." Dies gelte für freikirchliche Gruppen ebenso wie für die katholische Kirche, die im Land noch immer eine starke Stellung hat.

 

 

Bei der Konzeption ihrer Orgel ließ sich die Gemeinde von dem deutschen Organisten Thorsten Mäder beraten. Den Auftrag zum Bau des Instruments erhielt schließlich die Bonner Firma Klais, die im Bau von Orgeln in aller Welt sehr erfahren ist. Nicht allein die hohe Luftfeuchtigkeit und die Staubbelastung machten den Orgelbau in Lima technisch zu einer Herausforderung. Auch die sehr geringe Höhe auf der Empore bereitete den Experten einiges Kopfzerbrechen. "Wir hatten nur 2,30 Meter zur Verfügung", berichtet Orgelbaumeister Stefan Hilgendorf, der die Arbeiten koordinierte. Die größten Basspfeifen mussten deshalb "gekröpft" werden. Dabei wird die Pfeife quasi ums Eck gebaut, um Platz nach oben einzusparen. Auch die übliche mehrstufige mechanische Übertragung von Taste zu Ventil musste vereinfacht werden.

Das Instrument hat 21 Register und 1148 Pfeifen, 146 von ihnen sind in Mahagony gefertigt. Das Tropenholz ist beständig gegen Feuchtigkeit und Schädlinge. Um das Instrument auch für Konzerte fit zu machen, wurde eine elektronische Setzeranlage eingebaut. Sie ermöglicht es, Registermischungen einzuspeichern und auf Knopfdruck abzurufen. Als Besonderheit besitzt die Orgel einen mechanischen Blasebalg, kann also auch komplett ohne Strom betrieben werden. Dies dient pädagogischen Zwecken – um etwa Kindern die Funktion der Orgel besonders anschaulich zu machen – und ist nicht der unsicheren Energieversorgung in Lima geschuldet.

###embed|code|1###