Lima, Quito (epd). Die Tochter des autoritären Ex-Präsidenten Alberto Fujimori lag nach Angaben der Wahlbehörde bei 49,7 Prozent. Der Abstand verringerte sich am Montagvormittag (Ortszeit) wieder, die beiden Kandidaten trennten nur rund 103.000 Stimmen.
Wer das Präsidentenamt in Peru übernimmt, steht wohl erst fest, wenn alle Stimmen ausgezählt sind. Erste Ergebnisse, die Stimmen aus dem Ausland enthalten, werden laut Wahlbehörde für Dienstagfrüh erwartet. Beide Kandidaten äußerten sich nach Bekanntwerden der ersten Hochrechnungen am frühen Sonntagabend zuversichtlich, betonten aber, sie wollten die offiziellen Ergebnisse abwarten.
Hochburgen: ländliche Regionen
Die 41-jährige Fujimori hatte die erste Runde der Präsidentschaftswahl deutlich mit 40 Prozent gewonnen und war als Favoritin in die Stichwahl am Sonntag gegangen. Kuczynski hatte im April rund 21 Prozent der Stimmen erreicht. Im Wahlkampfendspurt in der vergangenen Woche holte er stark auf und profitierte nach Einschätzung von politischen Beobachtern von der Anti-Fujimori-Bewegung. Zehntausende Peruaner waren am vergangenen Dienstag gegen Keiko Fujimori auf die Straße gegangen. Ihr Vater Alberto Fujimori regierte Peru von 1990 bis 2000 mit harter Hand. Er sitzt derzeit wegen Menschenrechtsverbrechen und Korruption in Haft.
Sollten sich die vorläufigen Ergebnisse bestätigen, wäre dies für Fujimori die zweite Niederlage in Folge. 2011 unterlag sie in der Stichwahl dem amtierenden Präsidenten Ollanta Humala. Fujimoris Hochburgen sind vor allem die ländlichen Regionen im Norden Perus. Dort halten viele Anhänger ihrem Vater zugute, die maoistische Guerilla "Leuchtender Pfad" zerschlagen zu haben. Die absolute Mehrheit im Kongress hat die 41-Jährige bereits sicher. Bei den Parlamentswahlen im April gewann ihre Partei "Fuerza Popular" 73 der 130 Sitze. Kuczynski kommt mit seiner Partei "Peruanos por el Kambio" auf 18 Mandate.
Fortsetzung der autoritären Politik
Wirtschaftspolitisch unterscheiden sich die Kandidaten kaum. Beide setzen auf den Bergbau, der mehr als 60 Prozent der peruanischen Exporte ausmacht. Kuczynski wird am ehesten zugetraut, Arbeitsplätze zu schaffen. Fujimori verspricht, mit harter Hand gegen Kriminalität vorzugehen und dazu auch das Militär einzusetzen. Ihre Gegner befürchten, sie könnte die autoritäre Politik ihres Vaters weiterführen und ihn vorzeitig aus der Haft entlassen.
Der scheidende Präsident Humala, der als Mitte-Links-Kandidat angetreten war, durfte laut Verfassung kein zweites Mal antreten. Sein Nachfolger soll am 28. Juli vereidigt werden.