Berlin (epd). Bundespräsident Joachim Gauck und Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hätten bereits vor einem Jahr von "Völkermord" gesprochen, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Franz Josef Jung (CDU), am Mittwoch in Berlin. Auch in der für Donnerstag zur Abstimmung stehenden Resolution des Parlaments sollten die geschichtlichen Ereignisse deutlich benannt werden. Das Wort "Völkermord" steht bereits in der Überschrift des Antrags.
Diplomatischer Wirbel
Der Antrag war vor gut einem Jahr, zum 100. Jahrestag der Gräueltaten, im Parlament diskutiert und danach in die Ausschüsse verwiesen worden. Die Grünen brachten die Diskussion im Frühjahr wieder auf. Mit der Koalition vereinbarten sie eine Verständigung auf einen gemeinsamen Antrag bis zur Sommerpause. Erneut löste die Diskussion diplomatischen Wirbel aus. Die Türkei lehnt die Bezeichnung "Völkermord" für den millionenfachen Mord an Armeniern und christlichen Minderheiten während des Ersten Weltkriegs auf ihrem Territorium ab.
Jung sagte, der Bundestagsantrag betone die Notwendigkeit der Versöhnung zwischen der Türkei und Armenien. Das deutsche Parlament wolle zum Ausdruck bringen, dass Aufarbeitungs- und Versöhnungsarbeit unterstützt werde. Anders als im Antragsentwurf vor einem Jahr wird auch die deutsche Mitverantwortung im Antrag benannt. Das Deutsche Reich als enger Verbündeter der damaligen jungtürkischen Regierung trage "Mitschuld", heißt es darin.
Die Vertreibung und Vernichtung von Armeniern, Aramäern, Assyrern und Pontos-Griechen begann am 24. April 1915. Den Massakern und Deportationen fielen bis zu 1,5 Millionen Menschen zum Opfer.