Köln, Berlin (epd). Obwohl die Mehrheit der Deutschen eine Organspende positiv sieht, besitzt nur jeder Dritte einen Organspendeausweis. Wie eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln ergab, haben 81 Prozent der Befragten zwar eine überwiegend positive Einstellung zur Organ- und Gewebespende. Nur 32 Prozent tragen aber einen Organspendeausweis mit sich. Neun Prozent haben ihre Entscheidung zusätzlich oder ausschließlich in ihrer Patientenverfügung festgehalten.
Für die repräsentative Studie wurden den Angaben zufolge von Januar bis Februar bundesweit 4.002 Menschen zwischen 14 und 75 Jahren befragt. Von den Menschen, die eine Entscheidung über die Organspende getroffen haben, haben sich der Umfrage zufolge drei Viertel (74 Prozent) dafür entschieden. 18 Prozent widersprechen ihr im Organspendeausweis oder der Patientenverfügung, vier Prozent haben die Entscheidung auf eine andere Person übertragen. Weitere vier Prozent haben andere Angaben gemacht - etwa, dass nur bestimmte Organe entnommen werden dürfen.
Weniger Organe gespendet
Von den Befragten, die den Eingriff für sich ablehnen, glaubt mehr als ein Viertel (27 Prozent), als Spender nicht geeignet zu sein. 20 Prozent gaben Angst und Unsicherheit mit Blick auf die Organentnahme an und 19 Prozent mangelndes Vertrauen in das System der Organspende. Mehr als die Hälfte der Befragten fühlt sich der Umfrage zufolge sehr gut oder gut über das Thema informiert, 42 Prozent wünschen sich mehr Informationen.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) begrüßte die grundsätzliche Offenheit für eine Organspende. "Ich wünsche mir, dass noch mehr Menschen in Deutschland eine bewusste Entscheidung treffen und in einem Organspendeausweis festhalten." Die Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Heidrun Thaiss, betonte: "Nur wer gut informiert ist, kann eine bewusste Entscheidung treffen."
Seit Ende 2012 müssen Krankenkassen ihre Versicherten alle zwei Jahre über die Möglichkeit der Organspende informieren. Das Ausfüllen eines Organspendeausweises, auf dem man sich dafür oder dagegen entscheiden kann, ist aber nicht verpflichtend. Im Jahr 2012 waren Manipulationen an Wartelisten für Organe an mehreren deutschen Uni-Kliniken bekanntgeworden. Seither ging die Zahl der gespendeten Organe deutlich zurück. In Deutschland warteten Ende 2015 nach Angaben der Stiftung Eurotransplant mehr als 10.000 Menschen auf ein Spenderorgan.