TV-Tipp: "Doctor’s Diary" (RTL)
9.6., RTL, 20.15 Uhr: "Doctor’s Diary"
Der Sommer macht’s möglich: RTL zeigt donnerstags noch mal jeweils zwei Folgen der ersten Staffel einer Serie, die in seltener Einmütigkeit Zuschauer und Kritiker erfreut hat; "Doctor’s Diary" ist unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpreis, dem Deutschen Comedy-Preis, dem Grimme-Preis und dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet worden.

Im Gegensatz zu den meisten anderen seriellen Produktionen der Privatsender, die in den letzten Jahren beim Publikum auf mittleres bis völliges Desinteresse gestoßen sind, ist "Doctor’s Diary" nicht ab-, sondern fortgesetzt worden. Bora Dagtekin, aus dessen Feder auch "Türkisch für Anfänger" stammt, hat ein Talent, das ihm hierzulande beinahe ein Alleinstellungsmerkmal verleiht: Es gibt nicht viele deutsche Autoren, deren Dialoge ähnlich pointiert sind. Davon abgesehen sind die Geschichten der einzelnen Folgen zwar anspielungsreich und witzig, aber trotzdem lebensnah. Selbst herausragende Drehbücher aber brauchen eine kongeniale Umsetzung: Erst die Regie (Oliver Schmitz, Sophie Allet-Coche, Christian Ditter) gewährleistet, dass die Wortgefechte auch aus der Hüfte kommen.

Im Gegensatz zu den üblichen Arztserien steht bei "Doctor’s Diary" eine Figur im Mittelpunkt, die alles andere als perfekt ist: Gretchen Haase, Doktor der Allgemeinmedizin, ist ein bisschen pummelig und macht auch mal Fehler; sie ist also keine Halbgöttin in Weiß, aber auch keine Witzfigur. In dieser Mischung liegt der Reiz der Rolle und damit auch der Serie: "Doctor’s Diary" ist waschechte "Dramedy". Dagtekin hatte Hauptdarstellerin Diana Amft ("Mädchen, Mädchen") schon vor Augen, als er die Drehbücher schrieb. Den Grimme-Preis hat sie stellvertretend für ein vortreffliches Ensemble erhalten: Florian David Fitz, der durch diese Serie zum Star wurde, beeindruckt als selbstverliebter Oberarzt, für den Gretchen schon zu Schulzeiten schwärmte; und daran hat sich bis heute nichts geändert. Konkurrent um Gretchens Gunst ist ein von Kai Schumann verkörperter nicht minder attraktiver Gynäkologe. Abgerundet wird das Ensemble durch Peter Prager als Gretchens Vater, der ihre Karriere befördert, und Ursela Monn als ihre Mutter, die das genaue Gegenteil im Sinn hat. Dank der herausragenden Leistungen aller Beteiligter ist "Doctor’s Diary", hieß es 2009 in der Begründung für den Grimme-Preis, "leicht und locker wie ein Soufflé und somit ein perfekter Preisträger in der Dessert-Kategorie ‚Unterhaltung’".