Das Buch stammt erneut von Wolfgang Stauch, Regie führte wieder Torsten C. Fischer, und auch diesmal geht es um Schuld und Sühne, aber nun erzählen Stauch und Fischer die Geschichte als Drama: Die Ingenieurin Katharina Holl (Corinna Harfouch) fühlt sich für den Einsturz eines Hallenbads verantwortlich. Die Gebäudedecke hatte nach heftigem Schneefall, einsetzendem Tauwetter und erneutem Frieren der Belastung nicht standgehalten und ist eingebrochen; ein Dutzend Menschen, darunter viele Kinder, sind dabei ums Leben gekommen. Holl hatte im Auftrag der Stadt die Bauprüfung durchführen sollen. Seit der Tragödie bekommt sie regelmäßig Morddrohungen; außerdem muss sie sich nun, mehrere Monate nach dem Unglück, vor Gericht verantworten. Wenige Tage vor Prozessbeginn ruft sie Emma an, um sich öffentlich zu verabschieden; aus den Tabletten, die sie nehmen will, hat sie das Wort Hölle gebildet. Emma bedient sich eines psychologischen Tricks, um den Suizid zumindest zu verschieben, und geht der Sache nach. Im Verlauf ihrer Recherchen trifft sie auf einen leutseligen, sympathischen Oberbürgermeister (Peter Sattmann) und auf einen deprimierten Bauunternehmer (Christoph Bach), der für den Hallenbadauftrag einen tschechischen Subunternehmer engagiert hatte; und keiner von ihnen ist ohne Schuld.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Parallel zu diesem Drama geht auch die persönliche Geschichte von Emma weiter. Wer Teil eins nicht gesehen hat, wird sich allerdings fragen, wer die von Karoline Eichhorn gespielte Frau ist und was sie auf Mallorca macht; die wenigen Bilder aus dem ersten Film, mit denen der zweite beginnt, dienen allenfalls der Erinnerungsauffrischung. Klar war bislang nur, dass Emma Mayer nicht die ist, die sie zu sein vorgibt. Die spanische Ebene bekommt nun deutlich mehr Platz, ist aber längst nicht so interessant wie die Ereignisse in Mannheim, wie ohnehin der zweite Film bei weitem nicht die Intensität des ersten erreicht. Darstellerisch allerdings ist die Geschichte nicht weniger fesselnd, auch die Dialoge sind ausgezeichnet, und Peter Sattmann bereichert "Frau Hölle" um eine Leichtigkeit, die zusammen mit der Handlung das große Potenzial der Reihe belegt. Ein weiteres neues Element sind die Halluzinationen von Frau Holl: Mal schneit es in ihrem Wohnzimmer, mal bildet sich eine Eisschicht auf ihrem Fenster, und auch im sommerlichen Park erscheint ein Schneestück nur für sie; treffende Bilder dafür, wie Schuld die Seele frisst. Eine einfache Krimilösung kann es für dieses Drama nicht geben; dafür liefert der Schluss die Vorlage für die Fortsetzung der Geschichte jener Frau, die vorgibt, Emma Mayer zu sein.