Das Zusammenleben von Kindern aus vielen Nationen in der Kita sei ein Gewinn und eine Chance für die Zukunft, sagte der Psychologe und Professor der Fachhochschule Köln, Rainer Strätz, dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Kinder gehen ganz selbstverständlich mit der Tatsache um, dass es unterschiedliche kulturelle Hintergründe gibt, und finden für Sprachbarrieren ungeheuer kreative Lösungen." Strätz war Gastreferent bei einer Fachtagung der braunschweigischen Landeskirche unter dem Motto "Kindheit heute".
Arbeit mit traumatisierten Kindern
Eine noch offene Frage sei jedoch der Umgang mit Kindern, die durch Krieg und Flucht traumatisiert seien, sagte Strätz. Was das für Erzieherinnen und Erzieher bedeute, sei noch nicht ausreichend erforscht. Die Träger der Einrichtungen sollten daher ihre aktuellen Erfahrungen möglichst sammeln und auswerten.
Strätz wandte sich gegen die Behauptung, Kinder würden durch längere Aufenthalte in Kitas in ihrer Entwicklung beeinträchtigt: "Ich glaube nicht, dass die Mutter an den Herd gehört." Für die Kinder bedeute dies vor allem eine Chance, neue Dinge außerhalb der Familie kennenzulernen.
Die Politik habe jedoch mit ihrem Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz die Einrichtungen zeitlich sehr unter Druck gesetzt, kritisierte der Wissenschaftler. "In den Kindertagesstätten der westlichen Bundesländer haben sich das Eintrittsalter und die Aufenthaltszeit innerhalb weniger Jahre sehr drastisch geändert."
Dafür bräuchten Kitas und auch Grundschulen in den kommenden Jahren dringend mehr Personal, forderte der Psychologe. "Wir machen immer noch den Fehler, dass wir Grundschulen schlechter ausstatten als weiterführende Schulen." Für bestmögliche Bildungschancen müssten diese Schulformen gleichermaßen gefördert werden. Zu der Tagung kamen mehr als 450 pädagogische Fachkräfte und Eltern nach Braunschweig.