Rom (epd). Papst Franziskus ist am Montag zu einem historischen Gespräch mit dem Groß-Imam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmed Mohammed al-Tayyeb, zusammengekommen. Die Audienz im Vatikan gilt nach dem Abbruch der Beziehungen zwischen dem Vatikan und der wichtigsten Hochschule des sunnitischen Islam als bedeutender Schritt der Annäherung. "Unser heutiges Treffen ist die Botschaft", sagte der Papst bei der 25-minütigen Begegnung.
Mit einer Umarmung unterstrichen beide den Charakter des Treffens als Geste der Aussöhnung. Es war das erste Mal, dass ein Groß-Imam der Al-Azhar-Universität im Vatikan mit einem Papst zusammentrifft. Die beiden religiösen Führer hätten sich darauf geeinigt, den wieder aufgenommenen Dialog fortzusetzen und eine internationale Konferenz für den Frieden abzuhalten, hieß es in einer von der Al-Azhar-Universität im Internet veröffentlichten Erklärung. Zudem wollten sie gemeinsam die Armut bekämpfen.
Sprecher: Sehr freundliche Atmosphäre
Vatikansprecher Federico Lombardi sagte, bei dem Gespräch in sehr freundlicher Atmosphäre sei es um den Einsatz von Religionsführern und Gläubigen für Frieden sowie um die Ablehnung von Gewalt und Terrorismus gegangen. Dabei hätten überdies die Lage der Christen im Nahen Osten sowie deren Schutz angesichts der anhaltenden Konflikte im Mittelpunkt gestanden. Der Großimam habe betont, Al-Azhar werde sich weiterhin gegen extremistisches Gedankengut stellen und sich für Frieden einsetzen, heißt es in der Mitteilung der Universität.
Die Kairoer Universität hatte die seit 1998 bestehenden Kontakte zum Vatikan 2011 aus Protest gegen Forderungen von Papst Benedikt XVI. nach einem besseren Schutz koptischer Christen vor Terrorattentaten abgebrochen. Bereits seit der Regensburger Rede Benedikts im Jahr 2010 hatten sich die Beziehungen zwischen dem Vatikan und der islamischen Welt verschlechtert. Das in der Ansprache enthaltene Zitat eines byzantinischen Kaisers aus dem 14. Jahrhundert, nach dem der Islam "nur Schlechtes und Inhumanes" in die Welt gebracht habe, hatte heftige Proteste ausgelöst.
Unter Benedikts Nachfolger Franziskus entspannten sich die Beziehungen. Bereits Ende 2013 hatten Wissenschaftler des Vatikan und der Al-Azhar-Universität wieder Kontakt aufgenommen.