Frankfurt a.M. (epd). Es müsse von einem "gehäuften Auftreten" von religiös motivierter Gewalt gesprochen werden, bekräftigte die Organisation, die der theologisch konservativen Deutschen Evangelischen Allianz nahesteht, am Montag. "Open Doors" hatte am 9. Mai mit anderen Organisationen die Ergebnisse einer eigenen Umfrage in Flüchtlingsunterkünften vorgelegt. Darin sind 231 Fälle dokumentiert, in denen christliche Flüchtlinge angaben, aufgrund ihres Glaubens beleidigt, bedroht oder verletzt worden zu sein. Diese Fälle seien aber "mit hoher Wahrscheinlichkeit lediglich die sprichwörtliche 'Spitze des Eisberges', schrieb "Open Doors" und erweckte damit den Eindruck, dass es in ganz Deutschland Tausende Fälle von Verfolgung und Diskriminierung von Christen gebe.
Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" hatte am Sonntag kritisch über die Angaben berichtet. Dabei war sie unter anderem zwei Berichten von Flüchtlingen nachgegangen, die die den Evangelikalen nahestehende Organisation benannt hatte. In einem Fall zitiert die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" den Betreiber des Heims, wonach die Opfer den Konflikt bewusst herbeigeführt hätten, um in eine bessere Unterkunft verlegt zu werden. In dem anderen Fall war nach Recherchen der Zeitung der Glaube nicht der Grund für die Konflikte.
Mehr als die Hälfte der Befragten aus Berlin
"Open Doors" erklärte am Montag erneut, die Berichte der christlichen Flüchtlinge ließen "keinerlei Zweifel daran aufkommen, warum sie Gewalt erfahren". Die ausgefüllten Fragebögen belegten, "dass es sich um religiös motivierte Übergriffe handelt".
Die Zeitung hatte zudem darauf hingewiesen, dass fast zwei Drittel derer, die sich an der Befragung beteiligten, aus derselben Berliner freikirchlichen Gemeinde stammten. Deren Pfarrer Gottfried Martens hatte die Veröffentlichung mit vorgestellt. "Open Doors" teilte am Montag mit, für die Aussagekraft der Erhebung sei es "von wenig Belang", dass über die Hälfte der Befragten aus Berlin stamme.
Den Kirchen und der Politik hatte "Open Doors" vorgeworfen, Übergriffe gegen christliche Flüchtlinge zu verharmlosen. Das hatten Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirche zurückgewiesen. Sie wiesen auf die mangelhafte Datenlage hin und forderten Konzepte für alle besonders schutzbedürftigen Flüchtlinge.