Brüssel (epd) "Es hat sich an der offiziellen Position nichts verändert", sagte ein Sprecher des SPD-geführten Bundeswirtschaftsministeriums am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Der neue Befund der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fließe in die Gespräche der Ministerien untereinander ein. Es gebe weiter "Abstimmungsbedarf". Das Ministerium sei "grundsätzlich skeptisch", solange widerstreitende wissenschaftliche Positionen vorlägen.
Ähnlich äußerte sich ein Sprecher des SPD-geführten Umweltministeriums. "Wir müssen die Stellungnahme analysieren", sagte er. Die SPD hatte sich in der Vergangenheit gegen eine Neuzulassung von Glyphosat ausgesprochen. Die Union hingegen tritt grundsätzlich dafür ein, federführend ist das Landwirtschaftsministerium unter Christian Schmidt (CSU). Mitte der Woche steht die Verlängerung bei der EU in Brüssel auf der Tagesordnung. Wenn die Bundesregierung keine gemeinsame Linie findet, könnte sie sich enthalten.
WHO: Entwarnung für Glyphosat
Am Montag hatte die WHO Entwarnung für Glyphosat gegeben. Es sei "unwahrscheinlich", dass das Pflanzengift ein Krebsrisiko für den Menschen darstellt, hieß es in einer in Genf veröffentlichten Stellungnahme der WHO und der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO. Eine Expertengruppe von WHO und FAO hatte verschiedene Studien ausgewertet, die sich mit einer möglichen Krebserkrankung nach der Einnahme von Glyphosat beschäftigen.
Glyphosat ist das am weitesten verbreitete Pestizid, es wird in Landwirtschaft, Industrie und Haushalten eingesetzt. Der Stoff ist nach Einschätzung von Verbraucher- und Umweltschutzorganisationen krebserregend. Im vergangenen Jahr hatte auch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) das Mittel als "wahrscheinlich krebserzeugend beim Menschen" eingestuft. Die IARC ist eine Agentur der WHO.
Nach Einschätzung des Umweltministeriums sind die Urteile von IARC und Expertengruppe von WHO und FAO kein Widerspruch. Während die IARC gleichsam das abstrakte Krebsrisiko ermittelt habe, beziehe sich die Expertengruppe auf die Glyphosat-Menge, die Menschen aufnehmen, sagte der Ministeriumssprecher: "Das sind zwei Dinge, die sehr gut nebeneinanderstehen können."