Hannover (epd) "Die Art und Weise, wie die Produktionsfirma Verträge mit den Kandidaten abschließt und sie dabei bedrängt, erinnert stark an Haustürgeschäfte", sagte Andreas Fischer, Direktor der niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM), am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Hannover. Die NLM beaufsichtigt den Kölner Privatsender RTL. Sollte die NLM ein offizielles Prüfverfahren einleiten, droht RTL eine Beanstandung.
Vertrag angefordert
Die Landesmedienanstalt habe den Vertrag angefordert, den die Produktionsfirma Warner Bros. International Television Production Deutschland mit den Kandidaten der Sendung abschließt. "Wir werden den Wortlaut prüfen und von RTL eine Erklärung verlangen, ob die Produktionsfirma bei ihrer Arbeit für den Sender überwacht wird", sagte Fischer. Den von Böhmermann im "Neo Magazin Royale" vorgetragenen Vorwurf, "Schwiegertochter gesucht" verstoße gegen die Menschenwürde, habe die NLM bislang nicht festgestellt. Allerdings beruhten die Ergebnisse der Medienaufsicht nur auf Stichproben und Hinweisen von Zuschauern.
In der ersten Ausgabe von "Neo Magazin Royale" nach dem Skandal um das Erdogan-Schmähgedicht hatte Böhmermann am Donnerstagabend enthüllt, dass er und sein Team einen Kandidaten in die RTL-Sendung eingeschleust hätten. Er habe Robin als falschen Kandidaten ins Rennen geschickt, um "Missstände bei RTL" aufzudecken, sagte Böhmermann. Er warf den RTL-Machern vor, in der Sendung unbedarfte Menschen gezielt vorzuführen.