Chemnitz (epd) Er habe das Gedicht über den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan gelesen und finde es nicht witzig, sagte Gregor Gysi der in Chemnitz erscheinenden "Freien Presse" (Donnerstagsausgabe). Anlass war ein Gastauftritt Gysis in Böhmermanns erster Sendung nach dem folgenreichen Erdogan-Gedicht. Das "Neo Magazin Royal" sollte am Donnerstagabend in ZDFneo ausgestrahlt werden.
Gysi: Viele Vorurteile bedient
In dem Gedicht würden viele Vorurteile bedient, sagte der frühere Chef der Linken im Bundestag: "Das ärgert mich". Es sei eine Schmähkritik. Juristisch gesehen sei es eine Beleidigung. Gysi betonte, er sei zwar ein Verfechter der Kunstfreiheit, "aber man sollte sie auch nicht missbrauchen. Jan Böhmermann hätte das so nicht sagen müssen."
Zugleich kritisierte Gysi die Haltung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Sie wolle, dass Böhmermann "noch bestraft wird und erst danach den Paragrafen streichen. Das ist nicht überzeugend." Er sei sehr dafür, den Sonderparagrafen über Beleidigungen ausländischer Staatsoberhäupter möglichst rasch abzuschaffen, denn dieser widerspreche dem Grundgesetz. "Warum soll die Beleidigungen eines Präsidenten anders bewertet werden als die eines normalen Bürgers?", erklärte Gysi.