Mainz (epd) Die Kirche bewege sich, allerdings nur langsam und in kleinen Schritten, sagte Lehmann am Mittwoch in Mainz bei der vermutlich letzten Pressekonferenz vor seinem Wechsel in den Ruhestand. Auch Papst Franziskus könne die Kirche nicht schnell verändern. "Die Starrköpfe sitzen an verschiedenen Stellen, und man kann nur hoffen, dass der Papst lange lebt und gesund bleibt", sagte der 79 Jahre alte Lehmann. Um zukunftsfähig zu bleiben, sollte die Kirche insbesondere die Öffnung des Priesteramtes für verheiratete Männer "intensiv prüfen".
"XXL-Gemeinden keine Lösung"
Alle anderen Möglichkeiten zum Umgang mit dem Priestermangel wie immer größere Gemeindeverbünde seien letztlich nicht befriedigend. "Ich bin überzeugt, dass diese XXL-Gemeinden keine Lösung darstellen", sagte Lehmann. Auch ein immer größerer Anteil ausländischer katholischer Priester aus Ländern wie Polen oder Indien werde allein nicht ausreichen, um die Seelsorge vor Ort für die Zukunft sicherzustellen. Er selbst habe aber in seiner langen Amtszeit selbst erfahren, wie schwer es sei, die Priesterweihe für im kirchlichen Leben "bewährte Männer" ("viri probati") zu öffnen. Er habe sich abgewöhnt, auf eine Entscheidung noch zu Lebzeiten zu hoffen.
Lehmann ist seit 1983 Bischof von Mainz und stand von 1987 bis 2008 an der Spitze der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Am Pfingstmontag, 16. Mai, wird Lehmann 80 Jahre alt und an diesem Termin von Papst Franziskus voraussichtlich in den Ruhestand entlassen.
Frauen ohne Chance
Der seit vielen Jahren geforderten Öffnung des Priesteramts für Frauen in der katholischen Kirche räumt Lehmann keinerlei Chancen ein. "Ich wäre unehrlich, wenn ich viel versprechen würde", sagte er. Schon heute gebe es allerdings viele Möglichkeiten für Frauen, auch in der katholischen Kirche Verantwortung zu übernehmen. Lehmann verwies auf die zunehmende Anzahl von Theologie-Professorinnen und die vielfach unter weiblichem Vorsitz stehenden Pfarrgemeinderäte.
Bei dem Pressetermin im Tagungszentrum des katholischen Bistums stellte der Kardinal auch drei Bücher vor, die zeitgleich mit seinem bevorstehenden Rücktritt erscheinen - darunter neben zwei Aufsatzbänden auch eine Zusammenfassung mehrerer ausführlicher Gespräche mit Markus Schächter. Im Verlauf der Treffen mit dem früheren ZDF-Intendanten habe er ein "Stück weit meinen Frust abgebaut", räumte der Kardinal ein.