Fernseh-Vorschau: "Ich heirate meinen Ex" und "Die Kirche und das Geld"
Was lohnt sich im Fernsehen vom 7. bis 13. Mai?
Evangelisch.de blickt auf die Fernsehwoche - wo lohnt sich das Einschalten im Fernsehen vom 7. bis 13. Mai?

8.5., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Ich heirate meinen Ex"

Jede dritte Ehe endet vor dem Scheidungsrichter. Doch manchen Geschiedenen wird irgendwann klar, dass sie zu viel aufgegeben, zu viel verloren haben. Ganz wenige finden nach Jahren sogar wieder zusammen - und heiraten ein zweites Mal. Der Film von Ariane Riecker stellt Paare vor, die diesen seltenen Schritt gegangen sind, und geht der Frage nach, was die Männer und Frauen veranlasst hat, denselben Partner noch mal zu heiraten, obwohl sie sich vorher ganz sicher waren, nicht mehr mit ihm leben zu können. Mit welchen Erwartungen und Ängsten sagen sie ein zweites Mal Ja? Und hat die neue alte Ehe ungeahnte Qualitäten? Natürlich kommen dabei auch die Gründe für die Trennungen zur Sprache. Standesbeamtin Martina zum Beispiel, 57 Jahre alt, weiß alles über das Heiraten und glaubt fest an die Institution Ehe. Trotzdem ist ihre eigene nach über 20 Jahren gescheitert. Es war das Übliche: Als die drei Kinder aus dem Haus waren, stellten sie und ihr Mann Dietmar fest, dass sie die Zweisamkeit verlernt hatten. Als Ersatz für fehlende Nähe begann Dietmar, seine Frau zu kontrollieren. Die Situation eskalierte, am Ende stand die Scheidung. Nach drei Jahren gibt es eine langsame, vorsichtige Annäherung.

9.5., 3sat, 22.30 Uhr: "Die Kirche und das Geld"

Die beiden großen Kirchen in Deutschland erhalten jedes Jahr rund zehn Milliarden Euro Steuern, plus staatliche Subventionen und private Gewinne. Der Reichtum führt immer wieder zu Finanzskandalen. Die Kirchen in Frankreich dagegen sind auf Spenden angewiesen, staatliche Zuschüsse gibt es nicht. Die Gemeinden müssen deshalb mancherorts ums Überleben kämpfen. Der Politologe Carsten Frerk kritisiert das Finanzgebaren der deutschen Kirchen schon seit vielen Jahren. Im Finanzbericht des Bistums Köln - einem der reichsten Bistümer der Welt - entdeckt er hinter einem Milliardenvermögen groß angelegte Immobilien- und Fondsgeschäfte. Alte Verträge zwischen Kirche und Staat führen in anderen Kommunen zu stetigen Einnahmequellen. In Frankreich hingegen sind Kirche und Staat strikt voneinander getrennt. Im Bistum Lyon haben die Pfarrer mit strikten Sparmaßnahmen zu kämpfen. An vielen Orten, auch in der Metropole Paris, verfallen die Kirchen, weil das Geld für die Sanierung fehlt. Ein Landpfarrer im Raum Lyon verdient gerade einmal 960 Euro.
Autor Michael Wech geht in seinem Film den weit verzweigten Kirchenfinanzen nach und beschreibt, welche Auswirkungen die unterschiedlichen Kirchenfinanzsysteme in Deutschland und Frankreich haben. Sein Film zeigt, dass es auf beiden Seiten Probleme gibt. Doch eines wird deutlich: Nicht nur Transparenz und Kontrolle sind wichtig. Gerade die enge finanzielle Verknüpfung von Kirche und Staat in Deutschland gehört dringend auf den Prüfstand.

9.5., 3sat, 23.45 Uhr: "37 Grad"

Angeblich wünschen sich 40 Prozent aller Deutschen eine Auszeit vom Job, ein "Sabbatical". Marianne Schäfer-Trench stellt in ihrem "37 Grad"-Film Arbeitnehmer vor, die diesen Traum in die Tat umgesetzt haben. Sie wollten wenigstens einmal im Leben die tägliche Tretmühle Arbeitsplatz verlassen, wenigstens einmal etwas anderes erleben. Die Reportage erzählt davon, warum sie sich dazu entschlossen haben und was sie sich davon erhoffen. Zu den Protagonisten gehört eine junge Hamburger Angestellte, die sich eine einjährige Auszeit vom Job genommen hat, um mit einem Abenteurer auf Weltreise zu gehen. Ein fünfzig Jahre alter Lehrer aus Mannheim hatte mehr und mehr den Eindruck, dass er den Enthusiasmus und die Motivation für seinen Beruf verloren hat. Die Schule gestattete ihm ein ganzes Jahr Auszeit, die er nutzen möchte, um die Welt zu umsegeln. Eine Krankenschwester aus Straubing brauchte unbedingt eine Pause von ihrer Arbeit auf der Intensivstation. Allerdings zeigt sich gerade bei Lehrer und Krankenschwester, dass sie nur schwer aus ihrer Haut können.

10.5., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad"

Regisseur Gunther Scholz hat mit vier Filmen das Schicksal des unschuldig verurteilten Harry Wörz begleitet; das Fehlurteil musste schließlich vom BGH kassiert werden. Nun befasst sich Scholz erneut mit einem Thema dieser Art: Eine rätselhafte DNS-Spur verbindet mit einem Abstand von 25 Jahren zwei grausame Verbrechen. Für jede Tat wurde ein Täter verurteilt: Werner M. soll 1981 ein Mädchen entführt haben, das im Verlauf des Verbrechens erstickt ist. Benedikt T. soll 2006 aus Geldgier seine Tante erschlagen haben. Beide Männer sind zu lebenslanger Haft verurteilt worden, beide beteuern ihre Unschuld. Im Kidnapping-Fall fand sich die DNS-Spur an einer Schraube der Kiste, in die das Mädchen gesperrt worden ist. Die gleiche DNS wurde in der Wohnung der erschlagenen Frau gefunden, aber sie passt zu keinem der beiden Männer und stammt auch von keinem der beteiligten Ermittler; ein echtes Kriminalrätsel. Scholz geht diesen beiden Geschichten nach, beleuchtet Indizien, hinterfragt vom Gericht konstruierte Zusammenhänge und will wissen, wie man solch eine lange Haftzeit überstehen kann, wenn man tatsächlich unschuldig sein sollte.

10.5., Bayerisches Fernsehen, 22.00: "Faszination Wissen"

Über 10.000 Kommentare bearbeitet die Social-Media-Redaktion der Tagesschau mittlerweile am Tag. Ein Drittel davon ist sogenannte "Hate Speech": verbale Hetze gegen Frauen, Homosexuelle, Muslime, Juden, Flüchtlinge. Der Hass nahm in den letzten eineinhalb Jahren in mehreren Stufen zu: mit Entstehen von Pegida, mit der Debatte über die Flüchtlingspolitik sowie der Diskussion über die sexuellen Übergriffe in Köln. Mitarbeiter der Amadeu Antonio Stiftung, die das Phänomen "Hass im Netz" seit Jahren beobachten, erklären: Das Netz macht nur sichtbar, dass es eine hohe Feindseligkeit gegenüber bestimmten Personengruppen gibt. Das Forschungsprogramm "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" der Universität Bielefeld zeigt: 2014 war mehr als ein Drittel der Befragten der Meinung, in Deutschland lebten zu viele Ausländer, 18 Prozent wollten verbieten lassen, dass Muslime nach Deutschland einwandern, fast ein Fünftel fand, Frauen sollten sich wieder mehr auf die Rolle der Hausfrau und Mutter besinnen, und zehn Prozent fanden, Juden in Deutschland hätten zu viel Einfluss. Parallel dazu ist hat die Zahl rechtsextremer Straftaten deutlich zugenommen. Doch Politik, Zivilgesellschaft und Unternehmen wie Facebook haben das Problem "Hass im Netz" lange ignoriert. Das Internet mit seinen sich immer weiter ausdifferenzierenden Infokanälen wirkt als "Echokammer" und verstärkt das Problem: Meinungen ecken nicht mehr an, bislang Unsagbares wird sagbar, zerstört demokratische Werte, Vielfalt und Menschenrechte. "Faszination Wissen" geht der Frage nach, was man gegen den immer größer werdenden Hass im Netz tun kann.

10.5., Bayerisches Fernsehen, 22.30 Uhr: "Scientology: Ein Glaubensgefängnis"

Für sich reklamiert Scientology den Status einer Glaubensgemeinschaft, die ihren Mitgliedern zu höheren spirituellen Erkenntnissen verhilft. Kritiker sowie zahlreiche europäische Staaten stufen die Organisation, die insbesondere in den USA vielfältige Verbindungen in die Welt des Films unterhält, dagegen als extremistische Sekte ein. Regisseur Alex Gibney lässt in seinem investigativen Dokumentarfilm Aussteiger zu Wort kommen und zeigt die Abgründe der "Scientology-Kirche" auf.

12.5., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "Ihre Meinung - Ist der Islam gefährlich?"

Zwei Drittel der Deutschen befürchten derzeit einen islamistischen Terroranschlag hierzulande. Wie gehen die Zuschauerinnen und Zuschauer mit dieser Angst um? Fühlen sie sich durch Politik und Staat gut vor islamistischen Gewalttätern geschützt? Viele Muslime sind vor diesen Fanatikern aus ihren Heimatländern zu uns nach Deutschland geflohen. Gleichzeitig beunruhigen die muslimischen Flüchtlinge aber viele Menschen. Die Hälfte der Deutschen befürchtet, dass der Einfluss des Islam bei uns zu groß wird. Viele fühlen sich von den etablierten Parteien mit ihren Sorgen nicht vertreten. Was für ein Islam gehört zu Deutschland? Über diese und andere Themen will Bettina Böttinger mit ihrem Publikum diskutieren.

12.5., WDR Fernsehen, 23.30 Uhr: "Raus hier! - Die Roma und die Nachbarn"

Lange Zeit waren die meisten der 52 Wohneinheiten in dem Haus mit der Nummer 87 in der Berlin-Schönberger Grunewaldstraße unbewohnt; bis eines Tages an die 200 Menschen eingezogen sind, angeblich Rumänen, aber so genau weiß das niemand. Der ruhige und bei einkommensstarken Familien beliebte Stadtteil wird zum Brennpunkt. Täglich greift die Polizei ein, in großen Containern wird Unrat und Sperrmüll entsorgt. Anwohner schildern ein Klima der Angst, das "Horrorhaus" macht Schlagzeilen. Doch im Lauf der Wochen entsteht echte Nachbarschaft, getrieben von gegenseitigem Respekt. Eine Anwohnerinitiative entsteht, die nahe Kirchengemeinde hat sich eingeklinkt. Die Reportage von Mosjkan Ehrari verbindet die Geschichten zweier Protagonistinnen. Anna ist 32 und aktiv in der Anwohnerinitiative G87. Sie will nicht länger weggucken, geht auf die neuen Nachbarn zu, versucht Konflikte auszuhalten und Regeln des Miteinanders auszuhandeln. Olga ist 44. Sie ist eine Romni, bemüht sich um Integration, hat mehrere Putz-Jobs und lernt dreimal die Woche deutsch. Sie versucht zu verstehen, warum sie oft auf Ablehnung stößt. Autorin Mosjkan Ehrari hat selbst einige Jahre in dem Stadtteil gelebt und nimmt die Zuschauer mit in eine fremde, für viele zunächst befremdende Welt: Ein Haus in Berlin wird exemplarisch für viele Orte in Deutschland.