Zahl der Drogentoten deutlich gestiegen
In Deutschland ist der Drogenkonsum ebenso gestiegen wie die Zahl der Todesopfer. Besorgniserregend sind laut Jahresbericht zur Rauschgiftkriminalität Tendenzen bei harten Drogen wie Heroin und Kokain.

Berlin (epd) In Deutschland ist die Zahl der Drogentoten zum vierten Mal in Folge gestiegen. Im vergangenen Jahr starben 1.226 Menschen und damit 19 Prozent mehr als 2014 (1.032 Todesfälle) an den direkten oder indirekten Folgen des Konsums, wie die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), am Donnerstag in Berlin mitteilte. Dort stellte sie gemeinsam mit dem Präsidenten des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, den Jahresbericht zur Rauschgiftkriminalität vor. Demnach gehen etwa zwei Drittel der Todesfälle auf Vergiftungen durch Opiate zurück.

Mortler sagte, Heroin sei mit Blick auf alle Todesfälle "nach wie vor die illegale Droge Nummer 1". Einen Anstieg hätten die Behörden aber auch bei Crack und Crystal Meth verzeichnet. Die Statistik zeige, dass 84 Prozent der Drogentoten Männer seien. Dies entspreche in etwa ihrem Anteil bei den Abhängigen, sagte die CSU-Politikerin.

Auch der Drogenkonsum in Deutschland sei insgesamt gestiegen, hieß es weiter. BKA-Präsident Münch sagte, mit großer Sorge werde eine Zunahme bei erstmals auffälligen Konsumenten harter Drogen beobachtet. Im Fall von Heroin sei nach jahrelang rückläufigen Zahlen wieder ein Anstieg von 15 Prozent registriert worden, bei Kokain sei es ein Plus von sieben Prozent.

Handel verlagert sich ins Internet

Bei synthetischen Drogen sei der wachsende Trend seit 2010 ungebrochen, sagte Münch weiter. Die Anzahl erstauffälliger Konsumenten von Crack habe sich mehr als verdoppelt (235 Fälle). Auch bei LSD und Ecstasy weise die Statistik einen Anstieg auf.

Der Drogenhandel verlagert sich nach Münchs Angaben verstärkt ins Internet. Rauschgifthändler versuchten, die vermeintliche Anonymität im Netz auszunutzen. Die Polizei müsse mit den neuen Entwicklungen Schritt halten und ihre technische Ausstattung aufrüsten, betonte er. Auch eine Anpassung der Befugnisnormen sei notwendig, etwa um an IP-Adressen zu gelangen.

Die Drogenbeauftragte Mortler verwies darauf, dass die Bundesregierung verstärkt gegen "neue psychoaktive Substanzen" vorgehen wolle. Bereits in der kommenden Woche solle dafür ein Entwurf ins Kabinett eingebracht werden. Ziel des Entwurfes sei es, die Strafverfolgung zu erleichtern, sagte Mortler. Bislang würden die chemischen Zusammensetzungen bei Badesalzen und anderen Substanzen permanent geändert und so Lücken im Gesetz ausgenutzt.